Rein nach technischer Leistung war, ist und bleibt der ordentlich ausgestattete Gaming-PC der Klassenprimus – schon alleine aufgrund des jährlichen Zyklus bei der Veröffentlichung von neuen Grafikkarten ist der PC seinen Möglichkeiten entsprechend ein PC Next Gen. Mit dem Release der PlayStation 4 und der Xbox One könnte sich das aber ändern. Den Ausschlag dafür dürften aber nicht die reinen Leistungsdaten geben, sondern der Wille der großen Publisher, die neuen Konsolen massiv zu Lasten des PC zu pushen. Im besten Fall dürfte dem PC Next Gen wieder wie in den Jahren 2007-2011 die Rolle des innovativen Nischenwunders zufallen, schließlich regneten der Indie-Hype, MMOs und Free2play-Spiele nicht einfach vom Himmel. Im schlimmsten Fall entwickelt sich PC Next Gen nur zur Nische, so ganz ohne Wunder.

Den Anfang der möglichen PC Next Gen-Ignoranz machte Electronic Arts, die mitteilten, dass die neu entwickelte Ignite-Engine für FIFA 14 nur auf der PlayStation 4 und Xbox One, aber nicht auf dem PC und den Current Gen-Konsolen eingesetzt wird. Technisch macht die Beschränkung auf wenige Devices wenn überhaupt, dann nur bedingt Sinn, denn es gibt keinen Grund, warum die Ignite-Engine nicht auch auf einer x86-PC-Architektur laufen würde. Jeder aktuelle Mittelklasse-Gaming PC bekäme FIFA 14 locker hin, dafür bräuchte man sicherlich kein PC Next Gen. Aber gerade beim FIFA-Franchise zeigt sich, dass EA nur dort investiert, wo die ganz großen Profite kurz- und mittelfristig zu erwarten sind – somit erklärt sich, warum auf der Wii U und der PlayStation Vita lediglich altbackene Versionen von FIFA 13 erschienen, die kaum mehr als ein Datenbank-Update im Vergleich zum Vorgänger waren. Und, was auch klar sein dürfte: diese Anti-PC-Politik wird EA mindestens bei seinen Sports-Games Madden, UFC  und NBA Live konsequent durchziehen. Wobei immerhin das jüngst angekündigte Need for Speed: Rivals auch für den PC angekündigt wurde, allerdings wird dabei die Frostbite 3-Engine und nicht Ignite genutzt. Und so weit zu gehen und Battlefield 4 dem PC zu entziehen traut sich EA sicherlich nicht.

Technisch kein Weltwunder, aber vielleicht führen Microsoft, EA & Co die Xbox One mittels Marktverknappung zum Erfolg.

Geklappert wird jetzt schon ordentlich (auf Münchhauen-Niveau). Electronic Arts‘ Chief Technology Officer Rajat Taneja äußerte sich über die Leistungsfähigkeit von PlayStation 4 und Xbox One und stellte dabei die waghalsige These auf, dass sie angeblich auch dem besten Gaming-PC eine Generation voraus seien. Technisch gesehen ist das natürlich absoluter Blödsinn. Ich bin da ganz bei Epic´s Mark Rein, der Taneja´s Äußerung nicht sonderlich ernst nimmt und sich öffentlichkeitswirksam via Twitter darüber ausließ. Angemerkt sei, dass EA dank Ignite und Frostbite eher nicht auf Epic´s Unreal Engine zurückgreifen wird und daher aus dem potenziellen Kundenkreis entfällt und Mark Rein daher auch aus diesem Grund die sonst übliche Etikette vermissen lässt.

PC Next Gen: Verlierer im Konsolenkrieg durch Marktverknappung?

Fest steht, dass EA über Instrumente verfügt, um Games auf dem PC schlechter aussehen zu lassen. Alleine oder zusammen mit der Konkurrenz könnte uns EA derart schlechte PC-Portierungen schenken wie es noch 2007/2008 üblich war und so das Niveau der PC Next Gen-Spiele unter das der Next Gen-Konsolen hieven. Sympathisch wäre das nicht - aber es fällt schon auf, dass weder Square Enix mit ihrer neuen Luminous-Engine noch Capcom mit der Panta Rhei-Engine ein Wort zum Thema PC verloren haben. Besonders Capcom glänzte in den letzten Jahren entweder mit exklusiven Konsolenspielen á la Dragons Dogma oder veröffentlichte Portierungen erst sehr spät auf dem PC. Da ist es kaum vorstellbar, dass diese Releasepolitik nicht auch in der neuen Generation verfolgt wird.

Wird Oculus Rift zum Game Changer und begründet eine PC Next Gen-Ära?

Zurück zur x86-Architektur. Ursprünglich war damit zu rechnen, dass PC-Spieler viel früher als bislang die meist um Monate verzögerten Konsolengames spielen können. Ich glaube aber mittlerweile nicht mehr daran, die strategischen Überlegungen der Publisher dürften zumindest im ersten bis zweiten Next Gen-Konsolen-Jahr in eine andere Richtung gehen. Niemand in der Industrie will einen totalen Flop der kommenden Konsolengeneration und dazu gehört dann wohl auch eine künstliche Verknappung des Markts. Leider. Auch die Hoffnung mancher, dass die grafische Qualität von PC Next Gen-Spielen zukünftig steiler ansteigt, weil die Konsolen nicht mehr derart die Entwicklung bremsen wie in den Vorjahren, dürfte sich nicht erfüllen. Wie stehen denn Sony und Microsoft da, wenn die PC-Versionen von Spielen schon im Jahr 2014 deutlich ansehnlicher daherkommen als auf PlayStation 4 und Xbox One? Zudem sollte nicht vergessen werden, dass mit der x86-Architektur zuallererst Kosten auf Seiten der Konsolenhersteller, Publisher und Entwickler gesenkt werden sollen. Ob da jemand im größeren Stile Kohle raushaut für eine edle PC Next Gen-Version eines Spiels, kann ich mir kaum vorstellen – außer wenn sich vielleicht NVIDIA als Next Gen-Konsolen-Verlierer dazu entschließt, die Geldbörse zu öffnen und den PC-Markt gezielt zu pushen.

Mit Blick auf den PC kann man nur hoffen, dass Sony mit seiner Indie-Initiative für die PlayStation 4 nicht zu viel Innovationskraft an der Kreativbasis absaugt. Möglicherweise werden die größeren Mainstream-Indie-Entwickler zur PlayStation 4 ziehen und für den PC eine neue, kreative Generation nachwachsen, was nur begrüßt werden könnte.Ob aber die Schwäche und das geschlossene Konsolensystem noch einmal dazu führen, dass Megatrends wie MMOs und Free2play abseits der Konsolen entstehen bzw. sich zur vollen Blüte entfalten können, ist mehr als fraglich. Eigentlich sehe ich nur einen einzigen, dafür aber potenziell extrem mächtigen Stern am PC Next Gen-Himmel. Einen Game Changer, sozusagen, namens Oculus Rift.