Wer mal so richtig Bock darauf hat, wahllos jemanden die Fresse dick oder direkt den Kopf vom Rumpf zu schlagen, ohne dabei auch nur eine einzige Gehirnzelle zu aktivieren, ja, der wird How to Survive lieben. Und sabbert vielleicht noch die Tastatur vor lauter überschäumender Aggressionen voll. Soll mal keiner behaupten, dass der Überlebenswille ein komplexe Angelegenheit ist, das lehrt uns jedenfalls How to Survive. Auch wenn es sonst nichts lehrt und schon gar nichts fordert. Da ist das Tier im Menschen gefragt. Oder auch nicht, wenn wir mal verstohlen in Richtung DayZ schauen, aber in How to Survive ist es so. Dabei war die Ausgangslage eigentlich für 505 Games und EKO Software gar nicht mal so übel: Ein Survival-Zombie-Spiel aus isometrischer Perspektive auf den Markt zu werfen, füllt so ungefähr die letzte verbleibende Mini-Nische im Genre aus. Das kann man dann mit hoher Qualität machen, muss es aber nicht.

Wo soll man anfangen? Dem Spielprinzip, vielleicht. Einer von drei zur Auswahl stehenden blassen Charaktere erwacht irgendwie irgendwo auf einer Insel, lernt hier und dort jemand kennen, der uns von A nach B schickt und auf dem Wege kloppen wir Zombies mit Axt, Stange oder später mit Pfeil, Bogen und Schusswaffen in Grund und Boden. Nachts brauchen wir eine Taschenlampe, um die gar nicht so so übel animierten Special Zombies in Schach zu halten. Ansonsten benötigen wir ein stabiles Nervenkostüm, um nicht in die Löcher der Story zu kotzen. Die so genannte Geschichte in How to Survive hat keinen Sinn und kaum Verstand und bedrängt den Spieler mit seinen hanebüchenen Logikfehlern. Nur zwei Beispiele: Kovac, der krasse Lehrmeister, dessen Überlebenshandbücher überall auf den Inseln frei herumschweben und darauf warten, von uns “gefunden” zu werden, schickt uns zu seinem einzigen Motorboot, damit wir zu Insel B fahren, auf der er wohnt. Einziges Motorboot, wohlgemerkt. Und wer erwartet uns nach unserer einsamen Reise zu der Insel? Kovac, natürlich, der sich dort wohl hingebeamt hat. Beispiel 2: Menschliche Bedürfnisse. Ab Kapitel 6 haben wir Hunger. Aber noch keinen Durst. Vorher beides nicht.

Geil, ey, immer voll drauf, auf die Zombies, ey. Und weil die Entwickler die Spieler für genauso limitiert wie ihr eigenes Spiel halten, ploppt bei jedem “Kampf” das Auftragsziel oder der immer gleiche Tipp (linke Maustaste lange für den krassen Schlag gedrückt halten) auf.

Ja, genau, das war es schon. Sachen sammeln, schlechten Dialogen lauschen und auf der Maus oder dem Controller rumdrücken und dabei das Gehirn ausschalten. Wobei: Das mit der Steuerung ist schon anspruchsvoll, da ist höchste Konzentration und Koordination gefordert. Denn man muss ja zielen, immerhin ungefähr in die Richtung der Untoten, bevor man draufkloppt.

How to Survive: Eine spannende Herausforderung für den komatös besoffenen Survival-Anfänger

Die Optik. Gähn. Die Hausverschläge ähneln sich frappierend, die Vegetation ist immerhin vorhanden und die Zombieklone faszinieren, wie sie alle so gleich aussehen. Nein, die Inseln unterscheiden sich auch nicht wirklich voneinander. Immerhin: Tag und Nacht-Wechsel gibt es und im Dunklen kommt wenigstens zu Beginn des Spiels ein Hauch von Spannung auf. Survival-Dramatik weniger, denn irgendeine seltsame Pflanze steht schon irgendwo herum, wobei in den ersten fünf Kapiteln, wie erwähnt, Hunger und Durst kein menschliches Verlangen sind. Erst durch das Buch von Kovac lernen wir, das essen und trinken wichtig ist. Das Auffinden der Nahrung ist übrigens das kleinste Pseudo-Problem, kniffliger wird es, die Sachen ins Inventar zu verfrachten, denn es gibt nur einen bestimmten Winkel, bei dem der Tastenklick dafür aktiviert ist. Genau vor der Pflanze zu stehen reicht da nicht.

Überflüssig wie ein Kropf: Die How to Survive Map. Ist wichtig bei einem linearen Spiel, damit Hein Blöd nicht an den eh kaum zu verfehlenden Zielen vorbei läuft.

Das Crafting-System verdient seinen Namen nicht. Der beinahe unsichtbare Schatten eines Fähigkeiten-Baums begeistert mit Power-Skills, die auch nach der Aktivierung nicht aktiviert sind. Beispiel: Auch wenn mein Held Hunger noch nicht kannte, entschied ich mich für den Jäger-Weitblick, um lebendes Wild identifizieren und jagen zu können. Eine Investition in das Survival-System, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch irgendwo im Spiel vermutete. Der Effekt: Kein Jäger-Weitblick. Keine Pointe.

Und so metzelt man sich also stupide durch ein stupides Spiel. Wenn man mag. Ich nicht mehr, das Teil spiele sicherlich nicht bis zum bitteren Ende. Das How to Survive nur so hingerotzt wurde, vermutet man schon nach einigen Minuten, wobei ein Plagiatsvorwurf, der gerade aktuell im Raum steht, möglicherweise die traurige Geschichte nur noch beschleunigte. Allerdings wehrte sich der Entwickler schon dagegen und ob Roam, das angebliche Original, das besseres Spiel wäre, steht ebenso in den Sternen. How to Survive ist jedenfalls ganz schlecht und ich kann nur jeden Survivalfreund warnen, der glaubt wegen einer Ermäßigung bei Steam doch zuschlagen zu müssen. Auch zwei Euro wären 1,90 zuviel.

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4 Antworten : “How to Survive”

  1. Ich hatte mir glücklicherweise schon das Gameplay-Video der Gamestar dazu angeschaut. Da war dann schon schnell klar, dass das kein Spiel für mich ist.

  2. Well - das hätte ich 30 Minuten früher lesen sollen… hatte es gerade gekauft :/

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