Mit der Download-Plattform Origin festigte Electronic Arts eindrucksvoll seinen Ruf als Branchenfiesling Nummer Eins. Der schwerwiegende Vorwurf, das der Origin-Installer die PCs der User unrechtmäßig als Spyware ausspäht, konnte nie ganz aus der Welt geschafft werden. Ebenso sorgte ein Passus in den AGB für Unbehagen, indem sich EA das Recht gibt, neben der User-IP auch Daten zur Hard- und Software zu Marketingzwecken nutzen zu dürfen. Mit Gruß an die Indie-Szene und einer symbolischen rechtlichen Geste versucht EA nun, Origin einen positiv besetzten Schwung zu geben und zu Steam aufzuschließen.

Steam ist und bleibt im PC-Sektor unerreicht. Neben Game-Downloads bietet die Plattform aus dem Hause Valve diverse Community-Funktionen, einen (nicht ganz so wirksamen) Kopierschutz, automatische Updates undundund… schaut sich selbstverständlich auch die Hardware der User-Rechner an. Hier hält sich der Aufruhr mittlerweile in Grenzen, abgesehen von nicht enden wollenden Forendiskussionen. Auch Amazon, dass hierzulande kürzlich sein PC-Downloadgeschäft startete, kennt uns in und auswendig. Aber: Electronic Arts, dass generell kritisch beäugt wird, hat mit einem katastrophalen Krisenmanagement á la  „Wir überprüfen unsere eigene Software“ eher Ängste und Unwillen geschürt, als einen Schritt auf die Community zu machen.

Das passiert nun mit reichlicher Verspätung. Zum einen unterzeichnete EA eine Unterlassungserklärung, in der unter anderem davon Abstand genommen wird, dass Nutzerprofile erstellt und zu Werbezwecken weitergeben werden. Darüber hinaus muss Electronic Arts in Zukunft darauf hinweisen, dass mit Origin eine Zusatzsoftware verwendet werden muss. Zum anderen biedert sich EA gerade bei der Indieszene an. Und zwar sollen crowdfunded-Games, die zum Beispiel über Kickstarter finanziert wurden, für 90 Tage gebührenfrei über Origin vertrieben werden dürfen. Eine nette Geste, die aber darin gipfelte, das Dave DeMartini, Senior-Vize-Präsident von Origin, behauptete, dass EA schon immer ein Herz für unabhängige Produktionen hatte und als ihr Fürsprecher auftat. Mir war das bislang nicht bekannt.

Wie dem auch sei: Zu begrüßen ist der Schritt von EA hin zu den Kunden. Auch wenn niemand glauben sollte, dass Electronic Arts aus reiner Freundlichkeit handelt. Das müssen sie auch nicht, es reicht der Blick auf Steam, wo Indie-Produktionen hervorragend laufen, wie etwa das fantastische Dear Esther. Wenn EA nun noch die Preisschraube nach unten dreht, könnte sich Origin doch noch zu einer wirklich ernstzunehmenden Steam-Konkurrenz entwickeln, die vielleicht zu Innovationen und kreativen (legalen) Services führt. Denn: Neues ist Valve mit Steam schon seit längerer Zeit nicht mehr eingefallen. Auch wenn ich persönlich noch einen Bogen um Origin mache und ein wenig in Richtung Amazon schiele, freue ich mich über frischen Wind im Downloadsektor.