In einem Herbst voller Fortsetzungen ist Dishonored vom Publisher Bethesda die einzige neue IP, die für Aufsehen bis tief in den Mainstream hinein sorgen dürfte. Das Marketing läuft seit Monaten auf Hochtouren und vor diesem Hintergrund sollte man das frisch erschienene und kostenlose Dishonored: Rat Assassin, dem iOS-Ableger für iPad und iPhone, auch bewerten. Eben nicht als eigenes und ambitioniertes Spiel, sondern als so etwas wie einen spielbaren Flyer für das „richtige“ Dishonored. Doch auch wenn man den Anspruch an Rat Assassin damit auf knapp über Null setzt, bleibt es trotzdem ein totaler Rohrkrepierer, über den ich mich richtig ärgerte. Zum einen ist es einfach sterbenslangweilig und zum anderen – und das ist als Kritik an der Bethesda-Marketingstrategie zu verstehen – spiegelt es nicht im mindestens das wieder, was uns zu Dishonored versprochen wird. Nämlich Komplexität, Spannung sowie spielerische Freiheiten im Gameplay. Dishonored: Rat Assassin ist dagegen erschreckend simpel, eintönig und linear. Mit wischt halt so über den Screen.

Rage für iOS war damals schon zweifelhaft, weil es als Railshooter ein völlig anderes Konzept als die Konsolen- und PC-Version verfolgte. Aber: Es war aufwendig produziert, wusste in seinem Genre durchaus zu überzeugen und gab einen ersten Einblick in die Rage-Spielwelt. All das schafft Dishonored: Rat Assassin nicht. Es spielt in der Casual-Liga und konkurriert da eher mit Fruit Ninjas und Cut the Ropes als mit iOS-Ablegern von Mass Effect oder Dead Space, die das Konzept der Hauptspiele in vereinfachter Form weiterverfolgten. Aber auch gegen die genannten Widersacher kommt Rat Assassins nicht an, weil der spielerische Anspruch und die Abwechslung dafür zu klein bleibt. Worum es in Dishonored: Rat Assassin geht: Ratten fliegen durch die Luft und man muss sie mit Wischern – die Schwerthiebe entsprechen – über den Screen zerteilen. Dabei sollte man die Bomben lieber nicht treffen, was im späteren Verlauf, wenn immer mehr Ratten in immer höheren Tempo über den Screen von unten nach oben und oben und nach unten und links nach rechts und rechts nach links fliegen, nicht immer sehr einfach ist. Aber: Chaos ersetzt nicht den Anspruch.

Da fliegen die Ratten. Rot umrandet sind die Bomben, die man lieber nicht zerschneiden oder zerschießen sollte.

Die hektische Wischerei kann in drei verschiedenen Modi ertragen werden: Challenges, Assassination und Timed. Das Spielprinzip bleibt dabei immer das gleiche, nur ist bei einem Modus mehr auf die Zeit und beim anderen mehr auf akkurate Treffer und Combos (wenn man mindestens  drei Ratten auf einmal zerschneidet) zu achten. Das ist es aber auch schon. Es bleibt die Frage: Was um Gottes Willen will Bethesda uns mit Dishonored: Rat Assassin sagen? Oder soll der Gamer nur verwirrt werden?

Denn sollte es jemanden geben, der total auf das Spielprinzip von Rat Assassin abfährt und sich daraufhin das Konsolenspiel kauft, wird sich wohl aufgrund des zu erwartenden Anspruchs die Augen reiben. Und wer sich auf dem Kalender den Releasetag von Dishonored rot angestrichen wird, beginnt zu zweifeln. Vielleicht wiederholt sich nämlich die Geschichte: Auch Rage bekam Probleme, weil die Gamer aufgrund irreführenden Marketings eine Art Borderlands erwarteten und stattdessen einen reinrassig-linearen (und gar nicht mal so üblen) Shooter in einer Quasi-Open World erhielten. Die iOS-Version von Rage war damals ein erster Fingerzeig, wohin die Reise wirklich ging. Hoffen wir, dass es bei Dishonored anders laufen wird.