Nach kurzer, aber reifer Überlegung beschloss ich, mich bei der Rezension ganz auf den F1 2013 Multiplayer-Modus von Codemasters´ aktuellem Formel 1-Spiel zu konzentrieren. Der Grund: Abgesehen vom Classic-Modus tut sich wenig im Soloplayer und die wenigen relevanten Gameplay-Änderungen haben aus meiner Perspektive im Multiplayer mindestens die gleichen Auswirkungen wie etwa in der Karriere. Da wäre zum Beispiel ein leicht verbesserte, weichere Steuerung, ein nicht mehr ganz so rigides, unrealistisches und fehlerbehaftetes Strafsystem sowie minimale Verbesserungen in der Optik. Das ist nicht viel, möge man meinen und hat natürlich recht. Codemasters plagt sich bei F1 2013 mit den gleichen Problemen herum, die auch bei FIFA und PES zu bestaunen sind. Bei einem jährlich neu aufgesetztem Lizenztitel stoßen die Entwickler schnell an die Grenzen ihrer Sportart. Formel 1 bleibt Formel 1 und da lässt sich nicht eben mal so das Rad neu erfinden.

Von den Möglichkeiten her bleibt beim F1 2013 Multiplayer alles beim alten. Neben der Koop-Meisterschaft, dem Splitscreen (ja, sowas gibt es noch!) und LAN können Online-Sessions erstellt oder nach fein zu justierenden Vorgaben gesucht werden. Da ist alles drin, vom 3- oder 5 Runden-Sprint über 25 % der originalen Rennlänge bis zum annähernd kompletten Rennen inklusive Qualifying. Abgesehen von der Renndistanz kann noch nach Baujahr der Autos unterschieden, die Performance angeglichen bzw. gleichgeschaltet und auch die Regeln recht frei ausgelegt werden. Neben dezent eingesetzten Fahrhilfen kann ich besonders Rennen empfehlen, bei denen die Schadenssimulation nicht nur optisch, sondern vollständig ist. Der Grund: Umso mehr es im Rennen zu verlieren gibt, desto professioneller, sauberer und besser ist das Fahrerfeld beim F1 2013 Multiplayer. Im Hinblick auf die (auch am PC) recht langen Ladezeiten frustriert es natürlich, wenn schon nach der ersten verpatzten Kurve Feierabend ist, aber dafür freut man sich auch, wenn das Rennen Spaßvogel-frei ist. Denn Sportsfreunde, die nach einem miesen Rennen einfach umdrehen und sozusagen gegen den Strich auf Karambolagen und Ärger aus sind, lassen sich leider auch bei F1 2013 online finden. Aber eben nur ganz selten bei Rennen mit vollständiger Schadenssimulation.

f1 2013 multiplayer menu

Vielfältige Einstellungen der Rennen machen den F1 2013 Multiplayer für den Sprintkönig wie den Langstreckenmeister interessant.

Ein weiterer Tipp: Ignoriert Sessions, bei denen nicht mindestens 5 Fahrer beteiligt sind. Gut frequentierte Sessions sind ein Beleg für professionell gefahrene Rennen bei minimierter Anzahl an Spaßvögeln. Natürlich gilt die Regeln nur für das Wochenende und die Abenden innerhalb der Woche, da ansonsten kaum ein Rennen machbar ist. Ansonsten macht es beim optischen Schadensmodell wenig Sinn an Sessions mit mehr als zehn Fahrern teilzunehmen. Selten gewinnt hier der beste, sondern meist der Fahrer mit den härtesten Ellbogen. Das mag auch interessant herauszufinden sein, aber meiner Meinung nach ist ein Formel 1-Spiel dafür wenig geeignet. Ist aber selbstverständlich Geschmackssache.

F1 2013 Multiplayer: Weniger Strafen, besserer Steuerung

Es gibt zwei Möglichkeiten, Rowdys im Zaum zu halten. Bei Nummer 1 verteilt Codemasters Zeitstrafen für die Fahrer, die eine Kollision verschuldet haben. Wirklich gut funktioniert das noch nicht, weil es selbstverständlich auch Unfälle gibt, bei denen niemand eine vorsätzliche Schuld trifft. Das interessiert Codemasters wenig, im F1 2013 Multiplayer werden weiterhin fröhlich Strafen ausgesprochen, auch in solchen genannten Fällen. Immerhin: Bekamen in der Vorjahresversion in Rennen von mindestens 5 Runden beinahe jeder zweite Fahrer eine Zeitstrafe, sieht es nun friedlicher aus. Meinem Eindruck nach hat dies damit zu tun, das „kleine Stupser“ nicht mehr geahndet werden. Vielleicht ist es nur eine subjektive Einschätzung: Aber auch die leicht weichere Steuerung könnte dazu betragen, dass weniger Strafen ausgesprochen werden, weil bei Haarnadelkurven nicht die halbe Truppe im Kies landet, sondern gesittet um die Kurve fährt.

f1 2013 multiplayer online

Die Spannung vor dem Start. Übrigens: Der Anteil deutscher Fahrer ist auch im F1 2013 Multiplayer sehr hoch.

Technisch gesehen fällt das Urteil dagegen tendenziell negativ aus. Ja, ein bisschen feiner sieht F1 2013 zumindest auf dem PC aus, wenn die hohe Einstellungen genutzt werden. Aber dennoch bleibt die Präsentation lieblos und die Atmosphäre dürftig. Zudem ärgert Codemasters weiterhin die Besitzer von Nvidia-Grafikkarten: Wie auch schon bei Grid 2 tritt der mittlerweile  klassische Fehler (z.B. bei meiner GeForce GTX 680) auf: Das Bild wird schwarz, der Ton ist noch zu hören, während der Grafikkartentreiber vom System zurückgesetzt wird und dann F1 2013 komplett abstürzt. Die Problem ist wirklich ärgerlich, seit langem bekannt und trotzdem scheinen sich Codemasters wie auch Nvidia schwer damit zu tun, es zu lösen bzw. lösen zu wollen. Immerhin arbeitet Codemasters an anderer Stelle vorbildlich: An meinem Samsung Series 7 Ultrabook mit arg bescheidener dezidierten Grafikkarte läuft der F1 2013 Multiplayer wie auch die Karriere hervorragend und sieht bei einer Auflösung von 1.600 X 900 immer noch prächtig aus. Hier können sich die Konkurrenten wirklich was abschauen, denn F1 2013 läuft sogar noch auf der Intel HD 4000 sehr rund und ist damit auf dem Surface Pro und Konsorten locker spielbar.

Also: Wenn F1 2013 gerade mal nicht abstürzt und der Rowdyanteil gering ist, gibt es kaum ein Rennspiel, dass online so spannend, fordernd (50 Prozent Q+R !) und aufregend ist. Der Offline-Modus dagegen stagniert, die Classic-Rennen und -Autos sind ein netter Gimmick, erhöhen aber nicht die Langzeitmotivation. Dafür ist schon der F1 2013 Multiplayer zuständig.