Wie gut, dass zu Beginn von The Wolf Among Us Episode 2 die Story des ersten Teils kurz wiederholt wurde. Es ist schon so lange her, da verschwimmen schnell die Details. Erst recht, wenn man mit der Comic-Vorlage nicht sonderlich vertraut ist. Die rund vier Monate lange Pause ist aber nur das eine Problem, das andere ist The Walking Dead. Ich kann da nicht anders als zwischen den beiden Serien von Telltale Games zu vergleichen und mittlerweile auch zu kritisieren, dass der Entwickler knallhart und Modern Talking-like nach dem immer gleichen Schema vorgeht. Langweilig. Natürlich erfindet The Wolf Among Us Episode 2 nicht ansatzweise das Rad neu. Doch ich glaube, dass jetzt noch weniger gespielt wird als jemals zuvor in einem Telltale Games-Spiel und das bei der kürzesten nur vorstellbaren „Spiel“-Dauer von rund einer Stunde.
Das nervt. Abgesehen davon gefiel mir die zweite Folge eigentlich sehr gut. Als interaktive Graphic Novel, weniger als Spiel. Stilistisch ist The Wolf Among Us Episode 2 eine Augenweide, mir gefallen die Dialoge von Bigby mit Snow White, in denen zwischen den Zeilen immer viel mehr Emotion steckt als es die Wörter alleine ausdrücken könnten. Ich mag die fetten Tweedle Brothers und fand Ichabod Crane von Anfang an wunderbar schmierig und unsympathisch. Nur Beauty erinnert mich eine Spur zu sehr an die jüngere Anke Engelke, die ich außerdem nie wirklich beauty fand. Die Charaktere in The Wolf Among Us haben jedenfalls durch die Bank eine ausgeprägte Persönlichkeit, die sie subtil genug ausstrahlen um nicht unangenehm aufdringlich zu wirken.

Eigentlich ist The Wolf Among Us Episode 2 ein ziemlich straighter Serienkiller-Thriller (das reimt sich, juhu!), bei dem Telltale Games sich frei davon fühlen konnte die Fables-Welt und ihre Charakter vorzustellen und vielleicht ist das der Grund, warum nach knapp einem Stündchen schon Feierabend ist. Dass die Fables und ihr Parabelcharakter so beiläufig nebenbei mitlaufen, ist eine besonders Stärke, hier wird nicht mit dem Zaunpfahl gewunken, sondern erzählt. Mag sich jeder selbst einen Reim darauf machen, warum Bigby Wolf die exekutierende Staatsmacht mit nur schwer kontrollierbaren Aggressionen ist. Hier ist es einfach so.
The Wolf Among Us Episode 2: Die Pseudo-Pseudo-Entscheidungen
So, wie Dieter Bohlen bei Modern Talking bei wirklich jedem der Scheiß-Refrains im Background so eunuchenhaft rumjaulte, so muss Telltale Games in seine Spiele (oder was immer sie auch sind) die angeblich ach so wichtigen und folgenreichen Entscheidungen einbauen. Das scheiterte schon im ersten Teil an einer gewissen Banalität der Konflikte und das setzt sich in The Wolf Among Us Episode 2 fort. Sich zu entscheiden ist nicht wichtig, vielleicht nur dann, wenn der Spieler „seinem“ Bigby eine individuelle Note verpassen möchte. Mein Bigby hat den Stripclub nicht auseinandergenommen; ich fand es interessanter, ihn zur gewaltlosen Weißglut zu treiben. Andere haben ihn wüten lassen. Na und? Sympathischer Weise wird um die ziemlich irrelevanten Pseudo-Entscheidungen nicht so ein Wirbel gemacht wie bei The Walking Dead, wo es halt nur noch mäßig spannend ist, wenn man zum x-ten Mal zu entscheiden hat, wer sterben muss oder überleben darf.

Genug gemeckert. Denn dass, was The Wolf Among Us Episode 2 gut macht, macht es sogar richtig gut. Und das sind neben den ausgefeilten Charakteren die Story. Es geht um einen Serienkiller mit Schneewittchen-Fetisch. Das gibt es auch nicht alle Tage. Der Glamour-Spell, die Fable-Enklave in der jeder jeden kennt und mal mehr, mal weniger misstraut, gibt dem Ganzen einen sehr eigenen Drive. Da stört es während des „Spielens“ auch gar nicht so sehr, dass ich eigentlich nur ein wenig die Maustaste und Pfeiltasten zu drücken habe.
Aber danach doch. Eine subtile Geschichte und derart interessant ausgearbeitete Charakter verdienen mehr als so ein banales Gameplay. Oder weniger, wie etwa gar kein Gameplay. Mir würde es reichen, wenn man Bigby in Dialogen und mit Handlungsanweisungen seine eigene Note gibt, das wäre spannend genug, weil die Story funktioniert. Diese sich wiederholenden Pseudo-Action-Balgereien, wie mit Beast etwa, langweilen mich mittlerweile ganz extrem. Vielleicht macht es mehr Sinn, auf mäßig gelungene Gameplay-Elemente wie die Quicktime Events einfach mal zu verzichten. Und wenn Telltale Games nichts Neues einfällt, dann ist der Mut zur Lücke möglicherweise Erfolg versprechender als den immer gleichen Mist knallhart bis zum Erbrechen durchziehen.
P.S.: Aufgrund inhaltlicher Irrelevanz verzichte ich dieses Mal darauf, meine Entscheidungen unangenehm spoilermäßig zu präsentieren. So unwichtig, wie sie sind, sind es keine Spoiler und dann machen die Screenshots davon ja keinen Spaß! 😉
3 Comments
Phinphin
Ich war ja schon ein wenig angepisst, dass ausgerechnet Snow sterben musste. Da erschafft Telltale einen wirklich tollen weiblichen charakter und dann wird sie über den Jordan geschickt. Gleiches Spiel wie in Walking Dead mit Carley
Jens
Na ja, wegen Snow…hast du denn die zweite Episode gespielt? Ich will ja nicht spoilern…aber…die solltest du spielen, wenn du Snow magst!
Phinphin
Ohohoho, die sollte ich dann wirklich mal spielen 😀