So langsam war es an der Zeit, die hässlichen Plattenbauten zu verlassen und wieder in Richtung Natur zu wandern. Wie schon während des Berichts zur vierten Tour ausgiebig bejammert, ging mir die dumpfe Zombie-Slasherei langsam auf die Nerven. Neben der vollen Hochhaus-Dröhnung in Chapaevsk, die mir noch bevorstand, wartete auf der fünften Tour für mein DayZ Wandertagebuch neben schönen Küstenlandschaften ein weiteres „Highlight“ auf mich. Das Airfield in Balota. Es ist vergleichsweise nahe an den Spawn-Punkten, es gibt Waffen-Loot en masse und ist einer der hart umkämpftesten Locations in Chernarus. Kein Ort für Wanderer, so viel schon mal vorweg. Hier die Route der fünften Tour:

DayZ Wandertagebuch: Tour 5 Cherno-Chapaevsk-Balota-Komarovo-Kamenka

Weil auf einer Anhöhe gelegen, ist Chapaevsk allgegenwärtig. Während der vierten Tour war die Stadt so etwas wie eine Tapete, immer im Hintergrund und ziemlich mächtig wirkend. Von Cherno aus – ich kam aus dem Westen – ist es ein Katzensprung dorthin, keine fünf Minuten Fußweg. Und wieder gab es ein großes Durcheinander und Hallo mit unzähligen Zombies, die sich im Süden von Chapaevsk bei den beiden Einkaufszentren herumtrieben. Ich bekam auch ordentlich einen ab, aber da der Status „healthy“ war, setzte schnell der „healing“-Heilprozess ein und somit war die Geschichte nicht weiter dramatisch. Es ist aber auch was mit der Tagesform, denn beim zweiten Teil der Metzelei gab es noch intensiver eins auf die Mütze. Nachdem ich im kleinen, ziemlich surreal-unpassend wirkenden Armeegebäude einen Mountain Backpack fand, machte ich mich auf zur attraktivsten Ecke von Chapaevsk: Dem Krankenhaus und den Garagen. Attraktiv zwar nur aus Loot-Perspektive, aber was erwartet man auch sonst von solch einem Moloch wie Chapaevsk?

Die kleine "Militärbasis" in  Chapaevsk
Die kleine „Militärbasis“ in Chapaevsk

Im Krankenhaus wartete ein Brut von Zombies. Ich tippe darauf, dass ein Kollege dorthin (vergeblich) flüchtete und die Plage deswegen mit sich dorthin schleppte. So schnell konnte ich kaum mit der Firefighter Axe um mich schlagen, wie von links und rechts die Untoten versuchten mir den Hintern zu versohlen. Normal war das nicht, so viele Zombies auf einen Fleck habe ich noch nie gesehen und um wieder fit zu werden, musste ich nach dem Schlachtfest tief in den Rucksack greifen und ordentlich essen und trinken. Wie gut, dass ich wenigstens Essen und Trinken in Chapaevsk fand. Denn abgesehen vom Mountain Backpack war die Ausbeute erschreckend dünn und das änderte sich auch nicht bei den Garagen, die schon ausgeräumt waren.

Route 5: Raus aus Cherno gen Westen über die Hölle von Balota bis nach Kamenka.
Route 5: Raus aus Cherno gen Westen über die Hölle von Balota bis nach Kamenka.

Ich verließ Chapaevsk in dem Glauben, nun erst einmal die großen Städte hinter mir gelassen zu haben. Wie naiv, wo es nun in Richtung Balota Airfield ging. Eigentlich fühlte ich mich dafür gut gerüstet und ging davon aus, einer Konfrontation nicht aus dem Wege gehen zu müssen, wenn sie denn käme. Ich rede hier von fairen Konfrontationen unter gestandenen Männern und Frauen, nicht von den hinterhältigen Exekutionen wie der der feigen Mistfliege, die mich dort letztlich erledigte. Wer immer alleine nach Balota reist, sollte wissen, dass die totale Aufmerksamkeit alles ist und manchmal trotzdem nicht ausreicht. Deckung in Person eines Mitreisenden ist zu Stoßzeiten eigentlich Pflicht und daher war ich es ein Stückweit selbst schuld, dass in Balota der Tod wartete.

Der feige Mord von Balota

Von Chapaevsk aus nahm ich im Norden noch das Dörfchen mit, dass aber (wie immer, wenn ich dort war), schon leer gefegt war. Von hier aus hat man eine gute Aussicht auf das Balota Airfield und als ich mir wirklich sicher war, dass niemand dort sein Unwesen treibt, schlich ich runter und schaute immer schön nach links und rechts, ob nicht doch irgendwelche Bösewichter auf mich warteten. Vor den Baracken standen Zombies, was ein außerordentlich gutes Zeichen ist. Aber auch zu Lässigkeit verleiten kann und es auch tat. Ich erledigte die Zombies, durchsuchte die Baracken und fand wie auch in den Häuser am Airfield nur uninteressanten Kram. Keine Waffe, keine nützliche Munition, nur Mützchen, Rucksäcke und anderes Gedöns. Und so trat ich dann enttäuscht aus der letzten Baracke und sah noch kurz in den Mündungslauf der M4A1 von dem feigen Arsch, der geduldig neben der Eingangstür auf mich gewartet hatte, um mich kaltblütig hinzurichten. Nicht einmal eine Schießerei war drin, einfach nur ein Schuss und fertig. Traurig und ärgerlich. Aber auch das ist DayZ. Scheiß Balota, nebenbei bemerkt.

Sieht ganz ruhig aus, ist aber kein lauschiges Plätzchen. Das Airfield nahe Balota.
Sieht ganz ruhig aus, ist aber kein lauschiges Plätzchen. Das Airfield nahe Balota.

Erst mal hatte ich genug von DayZ. Es war Zeit für eine Pause. So schmucklose Tode gehen mir an den Nerv und als ich einige Tage später zurück kehrte, hatten Dean Hall & Co das Update 115106 aufgespielt, was einiges änderte. Es gibt jetzt u.a. Cowboyhüte und Nähsets. Und ein paar neue Animationen. Aber auch interessante Spawnpunkte. Wie der im Westen von Kamyshovo, wo ich gleich zwei Mal aufwachen musste. Ich mache es jetzt mal kurz: Ich bin nämlich noch von so einem  Penner, der mit der Knarre Jagd auf arme Newbies macht, dummdreist abgeballert worden. Es gab nix zu holen bei mir, außer Jeans und T-Shirt, und dann wird man aus dem Hinterhalt erledigt. Mann, mann. Nun gut, ich steuerte später reinkarniert und unversehrt in Richtung Elektro, fand dort eine Magnum und Munition, nahm die dieses Mal proppevollen Garagen von Chagaevsk mit und fand wieder einen schönen Mountain Backpack auf dem Balota Airfield. Auch eine FNX45 und eine SKS, aber jeweils ohne Munition. Man kann nicht alles haben, DayZ ist und bleibt kein Wunschkonzert, aber wenigstens konnte ich nun meine Reise mit gutem Gewissen fortsetzen.

Balota City. Ein wenig herunter gekommten, aber vollgepackt mit Loot.
Balota City. Ein wenig herunter gekommten, aber vollgepackt mit Loot.

Wer sich in den Städten, an Militärbasen und Airfields herumtreibt, entwickelt sich automatisch zu einem loot-fixierten Überlebenden und das gefiel mir nicht. Wobei sich Loot ab einem bestimmten Zeitpunkt – nämlich dann wenn Nahrung und Medikamente ausreichend vorhanden sind – nur noch auf Waffen beschränkt. Davon konnte ich mich nun endlich wieder freimachen und streunte durch Balota. Fiel mir zuvor auf, dass Nahrung immer seltener zu finden ist, lief Balota selbst förmlich über vor Pipsis und Tuna. Balota selbst ist eine Art ungepflegtes Anhängsel vom Airfield, aber deswegen nicht reizlos. Es gibt schönere Ort, sicherlich, aber Balota hat immerhin seinen eigenen Charakter.

Haben Zombies Flak? Der Hubschrauber westlich von Balota.
Haben Zombies Flak? Der Hubschrauber westlich von Balota.

Endlich wieder frei wandern, für eine Weile zumindest und dabei sehenswerte Orte finden. Westlich von Balota stieß ich auf dieses Hubschrauber-Wrack im Minisumpf. Was da wohl passiert sein soll? Und ob man das Ding in einer späteren Version der DayZ Standalone wohl wieder flott kriegt? Vielleicht. Im Vergleich zu den Autowracks sieht dieses Exemplar noch vergleichsweise frisch aus. Andererseits kann ich mir kaum vorstellen, dass sich noch mehr an der Küste abspielen soll als es das eh schon tut. Nach dem Marsch durch die Wiesen erreichte ich Komarovo. Eine seltsame, irgendwie zweitgeteilte Stadt. Hier die Lagerhallen und Container, da das kleine Dörfchen.

Die Skyline von Komarovo
Die Skyline von Komarovo

Komarovo war so spannend, wie es die ersten vier Buchstaben des Namens vermuten lassen. Die Lagerhallen waren leer gefegt, der Weg ins Dorf zu lang, um dort dann nur ein paar Zombies zu schnetzeln. Komarovo liegt nett im Grünen, ist aber sonst ein Durchschnitts-Dorf sondergleichen.

Malerische Idylle. Nahe Kamenka.
Malerische Idylle. Nahe Kamenka.

Malerisch ging es dann westlich von Kamenka, dem Zielort dieser fünften Tour, zu. Vielleicht sollte ich noch die Helligkeit bei dem Screenshot heruntersetzen, um den Himmel dramatischer erscheinen zu lassen, aber auch so hat das Bild seine Wirkung. Wäre ich gerade wirklich ich in DayZ, hätte ich mich auf den Steg gestellt und wieder mit dem Rauchen angefangen. Und dabei den Blick wissend in die Ferne gerichtet. Dorthin, wo irgendwo Chernarus aufhört, weil Bohemia Interactive keine Lust dazu hat, eine ganze Welt zu berechnen. Wahnsinn. Jetzt aber weiter nach Kamenka.

Klein, beschaulich und endlich ohne Plattenbauten im Hintergrund. Kamenka.
Klein, beschaulich und endlich ohne Plattenbauten im Hintergrund. Kamenka.

Kamenka ähnelt Komarovo, nur ohne Lagerhallen. Ein kleines, verschlafenes Dort, bei dem ich selbst schon müde wurde, als ich durch die Häuser lief und nach Loot oder einem schönen Motiv für eine Foto suchte. Nix zu finden, zumindest nichts von größerem Interesse. Dennoch: Für einen kleinen Zwischenstopp lohnt sich Kamenka, immerhin gibt es hier eine Wasserpumpe und ein wenig Medizin. Aber seien wir ehrlich, jeder Reisende will doch eigentlich nur zum westlich von Kamenka gelegenen Einkaufsladen. Nicht weit von hier ist The End of the World im Südwesten von Chernarus;wenn man so will ist eine Art Grenze erreicht, die aber eher unspektakulär daherkam. Symbolischer Weise regnete es nun.

Nahe dem Ende der Welt ist dieser Laden mitsamt Tasnkstelle westlich von Kamenka zu finden.
Nahe dem Ende der Welt ist dieser Laden mitsamt Tasnkstelle westlich von Kamenka zu finden.

Und so ein bisschen düster war die gesamte Tour, ich erinnere da an die feige Drecksau von Balota. Und all die Hochhäuser. Aber es geht weiter, immer weiter, das macht ja DayZ aus und daher gilt das auch für das DayZ Wandertagebuch.

Und das passiert (unter anderem) bei der sechsten Tour des DayZ Wandertagebuchs von Kamenka über Pavlovo, Zelenogorsk und Sosnovka nach Myshkino: Aaaaahhhhh! Nach dem Penner von Balota kommt es in der Military Base nahe Pavlovo (beinahe) noch schlimmer, denn ein „Kollege“ glitcht durch die Wände und schießt dabei auf mich. Aber daneben, der Idiot. Dann flüchtet er. Mein Pulp Fiction-Moment in DayZ.

Zusammenfassung des DayZ Wandertagebuchs Tour 5:

Sehenswürdigkeiten: Die Wiesen an der Küste. Der Hubschrauber. Die Stege. Aber nicht das Airfield von Balota.

Zombies: Circa 70-100.

Menschen: 3. Der eine Penner von Balota Airfield, und zwei liefen in Komarovo weit entfernt von mir rum. Den Sniper nach dem Spawn zähle ich nicht mit, dass hat der Typ(-in) nicht verdient.

Vegetation + Wege: Das ganze Programm; Straßen, Feldwege und Wiese.

Schwierigkeit: Schwer, schon alleine wegen dem Balota Airfield, aber auch sonst muss man in den Küstenstädten aufpassen, bei vollen Servern treiben sich hier mindestens Newbies, aber auch verrückte Gestalten herum, die ein wenig herumsnipern.

Tode: Einer.

Dauer: 10 Stunden, aber eigentlich noch viel mehr aufgrund des Spawns.

Alle Etappen des DayZ Wandertagebuchs auf einen Blick:

Tour 1: Solnichniy-Dolina-Shakhovka-Staroye

Tour 2: Staroye-Msta-Rog-Tulga-Kamyshovo

Tour 3: Kamyshovo-Pusta-Mogilevka-Nadezhdino

Tour 4: Nadezhdino-Novoselky-Dubky-Prigorodki-Cherno

Tour 5: Cherno-Chapaevsk-Balota-Komarovo-Kamenka

 Tour 6: Kamenka-Pavlovo-Zelenogorsk-Sosnovka-Myshkino

Tour 7: Myshkino-Pustoshka-Lobation-Airfield-Grozovoy Pass

Tour 8: Grozovoy Pass-Neues Dorf Nordwesten-Vybor-Militärbasis Vybor-Kabanino-Grishino