Auch die achte DayZ Wandertour führt kreuz und quer durch den Nordwesten und Norden. Nur war dieses Mal einiges anders. Nicht nur, weil das „neue“ Dorf im Nordwesten (noch) keinen Namen hat, sondern es auch alles andere als generisch konstruiert wurde. Zudem plagte mich eine Mischung aus Todesahnung und Todessehnsucht, die nach dem Gesetz der self-fulfilling Prophecy natürlich nur ein ganz bestimmtes Ende finden konnte. Und, traditioneller Weise, war dieses Ende völlig unnötig und leider nicht sonderlich intelligent. Kann passieren. Davon mal abgesehen war die recht lange achte Wandertour sehr abwechslungsreich und (trotz meinem DayZ-Tod) eine der interessanteren. Im Einzelnen führte die Tour dieser Route entlang:
DayZ Wandertagebuch: Tour 8 Grozovoy Pass-Neues Dorf Nordwesten-Vybor-Militärbasis Vybor-Kabanino-Grishino
Der erste längere Marsch war der vom Grozovoy Pass, der ganz im Norden an der Grenze der DayZ-Map zu finden ist, in Richtung Südwesten zum „neuen“ Dorf, dass im Nordwesten von Chernarus liegt. Wer gerne querfeld ein durch Waldstücke, Wiesen und Felder wandert, dürfte diesen ersten Abschnitt der Tour sehr genießen. Mit Kompass ist die Orientierung keine allzu große Herausforderung, weswegen es ausreichend Gelegenheit gibt die Natur und Landschaft zu bestaunen. Die Aussicht ist beim „Abstieg“ – der Grozovoy Pass liegt nicht gerade alpin, aber dennoch erhöht – bemerkenswert schön, denn soviel Chernarus auf einmal ist kaum zu bestaunen, besonders bei aufgeklartem Wetter.

Das namenlose Dorf im Nordwesten ist interessant konzipiert. Nähert man sich von der östlichen Zufahrtstraße, wird der Wanderer von einer zerfallenen Ruine begrüßt, die ich so noch nicht in Chernarus gesehen habe. Ansonsten reihen sich Lagerhäuser und Gebäude der Verarbeitenden Holzindustrie aneinander. Wo im Osten des Dorfes gearbeitet wird, durfte im Westen gelebt werden. Und gebetet. Denn neben der Ruine entdeckte ich noch ein neues, begehbares Gebäude mit ungewohnter Lektüre.

Es ist eine Kapelle und meine spontan aufflammende Hoffnung, genau hier eine neue, feine Waffe zu finden, erfüllte sich überraschender Weise nicht. Dafür darf Lektüre mitgenommen werden. Das Neue Testament, eines der mittlerweile 150 Bücher in DayZ. Ich gebe es zu: Ich stand vor der Wahl das Neue Testament zulasten von Nahrung, Medikamenten oder Munition mitzunehmen oder es zu unterlassen und tat vorhersehbarer Weise Letzeres.

Entgegen der Philosophie der bisherigen Touren, die schön einem Roten Faden entlang verliefen, geht es nun ausnahmsweise – dank einer gewissen Orientierungslosigkeit während der siebten Tour – vogelwild weiter. Das nächste Etappenziel lautet Vybor, was bedeutete, dass ich noch einmal Lobatino und zuvor den davon nördlich gelegenen Bahnhof kreuzte. Allerdings nur aus der Entfernung, denn auch auf dieser Strecke bahnte ich mir den Weg über Stock und Stein.
Die Ahnung vom Day-Tod
Von mehreren Seiten hörte ich einiges über ein aggressiveres und verändertes Verhalten der Zombies. Bis hierhin habe ich noch nicht viel davon mitbekommen, denn im neuen Dorf im Nordwesten gab es kaum Loot und gar keine Zombies und daher keine Erfahrungswerte mit den modifizierten Untoten. Aber umso näher ich Vybor kam, desto mulmiger wurde mir. Mir war schon bewusst, dass ich bis an die Zähne bewaffnet war und aufgrund dessen in letzter Zeit mit einer großkotzigen laissez-faire Attitüde breitbeinig durch die Dörfer und Städte marschierte. Aber: Wer sich zu stark fühlt, könnte zu schwach sein, wenn es darauf ankommt. Daher nahm ich die M4A1 schön in Anschlag, als ich die Stadtgrenze von Vybor erreichte und trotzdem so eine Ahnung hatte, dass hier mächtig was schief gehen könnte.

Was mir beim Ansturm der Zombies wieder auffiel: Schneller sind sie geworden. Auf dem nahe gelegenen und in Tour 7 besuchten Airfield wunderte ich mich noch mehr über die schiere Masse an Untoten als über ihr beschleunigtes Tempo. Manche Exemplare machen diesen seltsamen Hopser, der nicht nur arg künstlich rüberkommt, sondern dem friedlichen Wandersmann die Möglichkeit gibt, die Wumme wieder ein- und die Holzfälleraxt auszupacken. Das Ausweichen ist und bleibt arg simpel, wenn die lieben Untoten wie an der Perlenschnur gezogen angelaufen kommen. Kniffliger wird es, wenn sie sich gleichzeitig von zwei Seiten her nähern. Und überraschender, wenn manche der Kameraden keine Laute von sich geben.
Gerade Letzteres machte mich nervös, denn nachdem ich gerade noch meinte mir lässig mit der Axt den Weg frei schlagen zu können, wurde ich nun eines Besseren belehrt. Ein trällender Zombie von vorne, ein stummer Amigo von rechts und ein genauso lautloses Exemplar von hinten sorgten dafür, dass ich nach dem Kampf die Meldung „Leg is painful“ erhielt. War kein Problem, da nichts gebrochen war und ich Painkillers en masse und auch Morphin im Rucksack hatte. Trotzdem fühlte ich mich überrumpelt und weil ich das so gar nicht mag, verdichtete sich die Ahnung, dass das hier nicht gut ausgeht.

Als Stadt ist Vybor ganz sehenswert, weil es mehr als nur die gewohnten generischen Ecken gibt. Im Zentrum ist eine sehr sowjetische Statue zu bewundern und da die meisten Wohnhäuser mehrere Etagen haben, ist zusätzlich einiges an Loot zu holen. Wenn man es braucht. Hier fand ich übrigens meine erste grüne Paprika. Irgendwie war dieser Fund der Startschuss für eine Reihe von merkwürdigen, kleinen Bugs (oder Features?). Mein Kompass war plötzlich nicht mehr pristine, sondern ruined, gleiches galt für meine Weste. Das wird wohl mit dem Angriff der Zombies zu tun haben, schätze ich mal. Die Paprika war zwar damaged, als ich sie fand, aber definitiv nicht rotten. Trotzdem erhielt ich nach dem „Genuss“ genau die Meldung, dass sie verfault war. Nicht schön, aber kein Drama. Denn weiter passierte nichts, mein Magen blieb stabil und die Einnahme von Charcoal Tablets war nicht nötig. Die Geschichte mit dem Kompass ärgerte mich aber schon eine Weile. Vor der nächsten Kuriosität fand ich noch etwas anders, was ich leider aufgrund eines fehlenden Stiftes nicht nutzen konnte.

An dieser Stelle ein kurzer Einschub: Eine der gar nicht mal üblen Ideen, mit denen Hammerpoint Interactive damals sein The War Z (mittlerweile heißt es Infestation: Survivor Stories) promotete, war die Möglichkeit, durch beschriebene Zettel und Briefe Nachrichten und sogar eigene Missionen für seine Mitspieler erstellen zu können. Wie so vieles wurde dieser Ansatz in The War Z im Keim erstickt (Oder gibt es das mittlerweile? Weiß da jemand mehr darüber? Ich habe The War Z vor langer Zeit von der Festplatte gelöscht..) oder war nur eine der vielen dreisten Marketing-Lügen, die verdienter Maßen zu dem großen Ärger mit der Community führten. Wie dem auch sei, in DayZ gibt es nun Zettelchen (oder es gibt sie schon lange und sie fielen mir nur nie auf…) und wenn man einen Stift im Inventar hat, kann man damit sogar was anfangen – zumindest bis zum nächsten Serverstart, schätze ich mal (wie das geht, ist hier zu erfahren).

Weiter ging es zum Fabrikkomplex im Osten von Vybor. Hier beobachtete ich zwei weitere Merkwürdigkeiten. Zum einen verschwanden zwei Dosen Canned Sardines, nachdem ich sie geöffnet hatte und bevor ich sie essen konnte. Sie waren auch an keiner anderen Stelle im Inventar. War nicht weiter tragisch, denn ich musste auch nicht um jeden Preis etwas essen, aber es führte dazu, dass mein generelles gewissen Unbehagen bei dieser Tour wunderbar konserviert wurde. Im Fabrikkomplex gab es kein Loot, dass mich nachhaltig interessierte (was mittlerweile eh schwierig ist), auch wenn ich kurz davor war, aus Spaß an der Freude meine M4A1 gegen eine Sporter 22 oder die Izh-43 Shotgun zu tauschen, die dort beide herumlagen. So blieb es also bei meiner gewohnten Bewaffnung, die ich kurz darauf ausgiebig austesten durfte.
Die wichtigsten Wiesen von Chernarus
Warum auch immer: Aber die Wiesen, die zwischen dem Fabrikkomplex und kleinen, südöstlich von Vybor gelegenen Militärbasis liegen, wurden massiv von Zombies bewacht und eisern verteidigt. Das soll mal einer verstehen. Gut und gerne 20 Untote stürzten sich in meine Richtung und in diesem ziemlich merkwürdigen Fall ging es gar nicht anders, als von den Schusswaffen Gebrauch zu machen. Irgendetwas Ungewöhnliches muss hier vor meinem Eintreffen stattgefunden haben, denn anders ist dieser Angriff nicht zu erklären. Im Fabrikkomplex und auch in der Basis gab es ein gewisses Aufkommen an Untoten, jedoch glaube ich, dass einige von ihnen bei der Flucht von anderen Spielern sozusagen von ihrem Posten abgezogen wurden und sich das Geschehen dann massiv auf das Feld verlagerte. Seltsam war das auf jeden Fall. In der Basis gab es nur Ausrüstung, die ich nicht brauchte und daher machte mich direkt auf den Weg nach Kabanino, dass aber so dermaßen 08/15 war, dass ich weder einen Screenshot schoss noch irgendwas darüber berichten kann, was lohnenswert wäre. Ein Durchschnittsdörfchen. Von hier aus ging es dann zum Endpunkt der Tour, nach Grishino, wo ich dann den erahnten Tod fand.

Zu meiner Überraschung bemerkte ich, dass die vielen kleinen Hiebe, dich in Vybor und auf der wundersamen Wiese einstecken musste, dazu führten, dass der Bestand an Nahrung in meinem Inventar merklich geschrumpft ist. Wahrscheinlich übertreibe ich da maßlos, denn auch wenn sich mein Avatar selbst heilt („Healing“ im Inventar-Menü als Status), haue ich mir direkt anschließend eine ganze Dose Spaghetti oder Tuna rein um sicher zu gehen, dass der nächste Schlag nicht ernsthaftere Konsequenzen hat. Das mag an Paranoia grenzen, aber sicher ist sicher. Wie ich erfahren sollte, schützt übermäßiger Gebrauch von Konserven jedoch nicht vor Dummheit. Also werde ich da wohl in Zukunft vernünftiger und sparsamer sein! 😉

Grishino ist an sich wohl nicht weiter der Rede wert. Nachdem ich die kleine Fabrik erkundete, fiel mir ein weiteres Gebäude auf, dass sich als eine interessante Polizeistation entpuppte. In der Mitte des Gebäude steht eine große, steinernde Wendeltreppe und an den Außenseiten sind dann die verschiedenen Räume begehbar. Ganz seltsame Architektur, aber was soll´s, Neues ist ja immer einen Blick wert in DayZ. Nun, so durchsuchte ich alle Zimmer in den Etagen nach Konserven oder brauchbaren Medikamenten (Morphin-Nachschub!) und hörte derweil einen Zombie grunzen. In das Gebäude kam er nicht und irgendwie nervte der Heini mich. Ich fühlte mich sogar bei der Loot-Suche unangenehm gestört. Als ich recht unvermittelt das Dach des Gebäudes erreichte, hatte ich die Faxen endgültig dicke, zog eine Knarre und nahm mir vor, den Störenfried zu erledigen. Da ich ja weiß, wie schnell man stürzt, hielt ich an der Kante extra ordentlich Abstand. Nur sah den Zombie deswegen nicht, hörte ihn aber immer noch schnaufen und gurgeln. Gut, ist ja immer noch ausreichend Platz bis zum Rand des begehbaren Daches, dachte ich mir, also kann ich der besseren Sicht halber noch einen Zentimeter näher an die Kante rücken. War aber nicht so, dass war der Zentimeter zuviel. So kann es gehen, was für ein bescheuerter und komplett überflüssiger DayZ-Tod.! Nun, was soll´s, es geht ja immer weiter.

Inoffiziell beginnt die neunte Tour hier zwischen Solnichny und Kamyshovo. Ich werde mich dann in Richtung Grishino auf den langen Weg über Msta, Staroye, Guglovo und Novo Sobor machen, sofern nicht ein paar Extrakilometer dazu kommen, weil es noch einen oder zwei DayZ-Tode zu bestaunen gibt. Von Grishino aus wird es dann wie geplant mit der neunten Tour weitergehen, die über Devils Castle, Gvodzno, Gorka und Novo Sobor nach Stary Sobor führen wird.
Zusammenfassung des DayZ Wandertagebuchs Tour 8:
Sehenswürdigkeiten: Das Nordwesten. Das Zentrum von Vybor, Bauernhof mit „Kugelgebäude“ im Süden von Grishino ebenso die dortige, merkwürdige Polizeistation. Aber: In Tour 8 ist die Natur der Star.
Zombies: Circa 80-90.
Menschen: 0.
Vegetation + Wege: Es bleibt die Wahl, wie die großen Distanzen überbrückt werden. Querfeldein oder an den Straßen entlang.
Schwierigkeit: Abgesehen vom Zombie-Aufkommen in den Städten und der generellen Gefahr in Militärbasen ist Tour 8 eher einfach. Die Vorkommnisse auf der Wiese in Vybor dürften wohl ein Einzelfall gewesen sein.
Tode: 1.
Dauer: 5 Stunden.
Alle Etappen des DayZ Wandertagebuchs auf einen Blick:
Tour 1: Solnichniy-Dolina-Shakhovka-Staroye
Tour 2: Staroye-Msta-Rog-Tulga-Kamyshovo
Tour 3: Kamyshovo-Pusta-Mogilevka-Nadezhdino
Tour 4: Nadezhdino-Novoselky-Dubky-Prigorodki-Cherno
Tour 5: Cherno-Chapaevsk-Balota-Komarovo-Kamenka
Tour 6: Kamenka-Pavlovo-Zelenogorsk-Sosnovka-Myshkino
Tour 7: Myshkino-Pustoshka-Lobation-Airfield-Grozovoy Pass
Tour 8: Grozovoy Pass-Neues Dorf Nordwesten-Vybor-Militärbasis Vybor-Kabanino-Grishino
2 Comments
Poly
Das Gebäude muss ja ziemlich hoch gewesen sein, wenn du direkt gestorben bist 😀
Macht dir das Spiel eigentlich noch richtig Spaß? Ich hab vor einigen Tagen mal wieder einen Versuch gewagt und nach ca. 30 Minuten keine Lust mehr gehabt. Nachdem ich mich vorher so sehr auf die Standalone gefreut hatte, reizt sie mich jetzt irgendwie gar nicht mehr.
Jens
Jau, das Dach war dritte oder vierte Etage…
Jetzt, wo ich wieder von Neuem loslegen muss, macht es mir wieder richtig Spaß, vorher war ich zu unkaputtbar. Ich finde die Standalone entwickelt sich gut in die richtige Richtung und da ich nie in der Mod z.B. an Fahrzeugen rumschraubte, vermisse ich da vielleicht weniger als du. Und die Spielwelt ist immer noch faszinierend, ich finde schon das Chernarus eine Pracht ist. Wenn die Zombies noch stärker wären, dann hätte ich kaum was zu motzen! 😉