Von Zeit zu Zeit hadere ich ein wenig mit meiner PlayStation Plus-Mitgliedschaft. Spiele für die PS 3 interessieren mich mittlerweile nahezu gar nicht mehr (abgesehen von Yakuza 4, in das ich noch hinein schauen möchte) und das Futter für die PlayStation 4 ist bislang von wechselhafter Qualität. Zufriedener bin ich mit den kostenlosen Spielen für die PlayStation Vita und dabei ganz insbesondere mit dem im März aufgeschlagenen Counterspy. Dessen letztjähriger Release ist komplett an mir vorbei gegangen, was ich aktuell nur begrüßen kann. Abgesehen von kleinen technischen Unregelmäßigkeiten, wenn man die krass einstürzende Frameraten in bedeutenden Passagen derart liebevoll umschreiben möchte, bereitet mir Counterspy extrem viel Freude – auch auf der PlayStation 4 und das sogar in Zeiten von Bloodborne.

Was den Release für die PlayStation 4 so interessant macht, ist der leicht veränderte Stil des Spiels. So oder so bleibt Counterspy ein 2.5 D-Stealth-Side-Scroller, jedoch versah Dynamighty das Spiel auf der großen Konsole mit einem wunderbar ausgearbeiteten Retro-Charme. Es spielt sich mit einem verkappten von-4:3-auf-16:9-gezogenen-Röhrenfernseher-Screen, der ein wenig verzerrt daher kommt und bestens zum Kalter Krieg-Ambiente von Counterspy passt. Aber auch ohne diesen Schnickschnack bleibt Counterspy ein gefälliges kleines Abenteuer, das sich rein gameplaytechnisch für meinen Geschmack auf der Vita besser spielen lässt.

Auf dem Weg zum nächsten Counterspy Abenteuer - hier auf der PlayStation 4.
Auf dem Weg zum nächsten Counterspy Abenteuer – hier auf der PlayStation 4.

Worum geht´s? Als Agent einer ominösen Organisation namens C.O.U.N.T.E.R versuchen wir zu verhindern, dass die bösen Imperial States oder die genauso böse Socialist Republic den Mond mit Nuklearwaffen pulverisieren. Nun, es lässt sich darüber streiten, wie subtil dieser alternative Kalte Krieg geraten ist – aber zu einem Schmunzeln reicht es doch öfters als vorher gedacht, zumindest wenn man sich während der Missionen die Zeit dazu nimmt, die Plakate und Titel der Dokumente näher anzuschauen.

Überhaupt sollte man sich das Spiel aus verschiedensten Gründen näher anschauen: Es ist einer der ganz wenigen Vertreter der prozedural generierten Spiele, die mehr Charme und Atmosphäre verströmen als die handgemachten Vertreter. Sound und Art-Design atmen ganz tief die Luft der Siebziger und Achtziger Jahre ein, was schön zum Side-Scroller-Konzept passt. Was nun gar nicht hinhaut ist das überflüssige Versprechen der Entwickler, dass sich das CounterSpy-Spielerlebnis aufgrund der prozeduralen Generierung bei jedem Spielstart neu anfühlt. Das ist Unsinn, weil sich die Level generell kaum voneinander unterscheiden. Was immer gleich aussieht, sieht immer gleich aus, auch wenn es nicht das Gleiche ist.

Auf dem Weg zum lautlosen Kill (in der Vita-Version von Counterspy).
Auf dem Weg zum lautlosen Kill (in der Vita-Version von Counterspy).

Was mir wiederum schnurzegal egal ist, denn langweilig sind die Level nicht. Es muss schon genau überlegt sein, ob man den Deckungsshooter-Weg wählt oder versucht auf leisen Sohlen sich auf andere Art und Weise der Gegner zu entledigen. Geht die gewählte Taktik schief, erhöht sich aufgrund des Alarms die Aufmerksamkeit der feindlichen Einheiten, was im schlimmsten Fall bis zum Start eines Countdowns führt, der den erfolgreichen Abschluss der Mission extrem verkompliziert – vor allem dann, wenn die noch zu besorgenden Startpläne gar nicht in unserer Hand sind. Und ohne diese Pläne können wir den Angriff auf den Mond nicht vereiteln. Während der Missionen sammeln wir Infos für neue Waffen oder kleine Hilfestellungen, wie etwa verstärkte Munition, die wir aber vor jedem Einsatz neu erwerben müssen.

Was übrigens recht fies ist. Man dem steil ansteigenden Schwierigkeitsgrad wächst die Gefahr in einen ungünstigen Kreislauf zu geraten. Wer die Missionen nicht ordentlich erledigt, erhält weniger Kohle und kann sich für die folgende, noch kompliziertere Aufgabe weniger Hilfe leisten und dürfte daraufhin bei dem übernächsten Einsatz über eine gänzlich geleerte Geldbörse verfügen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Gut und geduldig spielen, sich Mühe geben und dann ist Counterspy gut zu knacken. Und wer es schafft, nicht einziges Mal bis zum Finale das Zeitliche gesegnet zu haben, darf aufgrund des hohen Anspruchs sogar ein bisschen stolz auf sich sein. Nicht so wie bei dem einen oder anderen gemeuchelten Bloodborne-Boss, aber immerhin, ein wenig.