Das wird kein klassischer Test. Sondern es ist ein erster Eindruck, nach ein paar Stunden Mass Effect 3, dem Nachfolger meines Herzensblatts, dem zweiten Teil. Also ein kleiner und absolut subjektiver Erfahrungsbericht, ganz ohne Story-Spoiler. Geglückt ist schon einmal der Einstieg, und auch hier meine ich nicht die Story: Commander Shepard meldet sich ohne große nervende Verzögerungen zurück an Bord der Normandy. Zum Glück geht es auf der PlayStation 3 - natürlich wie auch auf Xbox 360 und dem PC - fix mit der Installation und dem Charakterimport. Letzteres ist besonders wichtig: Denn mein Shepard ist und bleibt Soldat. Was anderes als Soldat kommt nicht in Frage. Dass die Entwickler es ermöglicht haben, den Charakter und das Äußeres des hart erarbeiteten Shepards aus Mass Effect 2 zu übernehmen, ermöglicht dem Gamer von Anfang an eine derart starke Identifikation mit dem Protagonisten, die seinesgleichen sucht. Nathan Drake aus Uncharted bleibt immer Naughty Dog´s Nathan Drake, völlig egal wie wir ihn spielen. Bioware gibt uns mit Commander Shepard die anregende Illusion, ihn nach unseren Wünschen und Spielweise gezielt weiterentwickelt zu haben - und das mit Teil 3 fortsetzen zu können. Toll, das ist beeindruckend. Und dann geht es auch schon los.
Was Bioware im Intro auffährt, ist wirklich beeindruckend. Nach ganz langer Zeit ging mir einfach mal wieder - wie bei einem kleinen Kind - die Kinnlade runter vor Begeisterung. Was die gute alte Konsole doch noch kann, wenn ein Spiel von Könnern mit dickem Budget programmiert wird! Was uns hier bei Mass Efect 3 geboten wird, ist absolut filmreif und ganz großes Kino. Back in Space! Eine fantastische Grafik - stechend präzise Charaktermodelle, kaum Treppen und selten verwaschenen Texturen. Wobei die Grafikengine an sich vielleicht nicht unter die Top 3 kommt, was die reine Technik betrifft. Und natürlich bleibt der Mars braun-grau und natürlich gibt es die obligatorischen Lagerhallen. Trotzdem: Der Art, wie die Engine genutzt wird, wie die Welten erbaut wurden, gehört ein großes Kompliment. Beispielsweise ist die Citadel nicht sehr von Leben erfüllt, es geht ruhig zu. Schaut man jedoch aus einem der Panoramafenster, kommt man nicht aus dem Staunen heraus. Galaktische Wasserfälle, simulierte Naturschauspiele und ein wuseliges Treiben am „Himmel“ durch die Raumschiffe, die wie Vogelschwärme an Shepard vorbeifliegen. So wirkt die Citadel stimmig und auch durchaus aufregend (mehr zur Citadel in Teil 2 des Erfahrungsberichts). Dazu kommt eine gelungene Synchronisation, gute Dialoge…. und vor allem wird auf unaufdringliche Art und Weise ordentlich Tempo gemacht. Die Story kommt schnell ins Rollen, aber sie wird trotzdem ruhig erzählt und nicht plattfrontal und lieblos. Allerdings: Wer die Saga mit Teil 3 anfängt, kapiert nichts.
Das Gameplay. Die Steuerung ist mal wieder direkt und erinnert zu annähernd 100 Prozent an den Vorgänger. Für die Dialoge gibt es wieder das Kreismenü und auch bei den Waffen hat sich nichts unfassbar Neues getan. Die Kämpfe sind dynamisch, das Deckungssystem funktioniert ordentlich und die Gegner-KI ist meines Erachtens ein Prise cleverer geworden. Trotz all der Dialoge und der vielen Möglichkeiten, Waffen und Rüstungen upzugraden, bleibt Mass Effect 3 ein bisschen Rollenspiel mit einem sehr starken Actionkern. Mich hat das bei Teil 2 nicht gestört und - zum jetzigen Zeitpunkt - stört es mich auch nicht, wenn es einen Hauch zusätzlich ins actionlastige geht.
Im Vordergrund steht nach ein paar Stunden das Gesamtpaket, sozusagen. Auch wenn es pathetisch klingt - aber schon nach dem Intro packt einen die Stimmung am Schlawittchen. Man spürt, dass es bei Mass Effect 3 nun aber wirklich um alles geht. Diese Endschwere konsequent das ganze Spiel (soweit zumindest) durchzuziehen, gepaart mit einem ordentlich Stück unaufdringlichen Pathos, sehr gut arrangierter und spielbarer Action, einem großartigen Soundtrack (erinnert stark an Teil 2) sowie garniert mit einer fantastischen Inszenierung sorgt vielleicht für das größte Spiel dieses Jahres.
… to be continued …
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