Da hat es Microsoft doch tatsächlich geschafft, mit der Präsentation der Surface-Tablets ein mächtiges „Must-have-Feeling“ zu erzeugen. Die Surface Pro-Variante scheint dank hoher Performance mit Ivy Bridge i5 Prozessor auch für Core-Gamer sehr interessant zu sein - vor allem dann, wenn der Xbox-Controller mit dem Surface Pro kompatibel sein sollte. Die Frage: Was wird eigentlich aus dem guten, alten PC? Schlägt mit dem Surface Pro so langsam das letzte Stündchen für den Gamer-PC - zumindest was die aktive Unterstützung von Microsoft betrifft?

Es spricht einiges dafür. Und die ach so böse Software-Piraterie können wir bei der Argumentation außen vor lassen, da sie zumindest vordergründig nicht der entscheidende Faktor ist. Microsoft scheint um seine Win 8-Produkt- und Gerätefamilie ein geschlossenes System zu erschaffen. Auf der offiziellen Produktseite der Surface-Tablets wird zum Beispiel explizit auf den Windows Store als Quelle für Spiele, Musik und Filme verwiesen, was wenig Platz für alternative Angebote lässt. Bei den Smartphones, Tablets und der Xbox 360 bzw. der Xbox 720, dürfte Microsoft bis auf die Proteste alter Partner auf geringe Widerstände treffen - vor allem, weil die Zusammenarbeit im Mobilbereich weder für Microsoft noch für die Dritthersteller zufriedenstellend verlief. Die Xbox 360 ist besonders in den USA dank verschiedener Partner aus dem Musik- und TV-Bereich Gaming-Konsole und Entertainment-Center in einem - und ein Musterbeispiel für ein erfolgreich kontrolliertes System, das nicht auf den PC übertragen werden kann. Dafür ist das PC-Universum mit seinen gegenseitigen Abhängigkeiten einfach zu groß und komplex.

Nicht nur wegen des Standfußes kann der Rücken des Surface entzücken.

Diablo 3 ist vielleicht der letzte große klassische PC-Game-Hype. Schon bei Battlefield 3 verlagerte sich die Begeisterung trotz weitaus schlechterer Performance leicht in Richtung Konsolen und damit auch zur Xbox 360. Platzhirsch im digitalen Vertrieb ist zudem Valve mit Steam, da bleibt für Microsoft kein Raum für profitable Experimente. Es gibt also wenige Gründe, verstärkt in die Entwicklung und den Vertrieb von Windows-Games zu investieren. Nicht ohne Grund verlor Microsoft auf der E3 nicht ein einziges Wort zu PC-Games.

Dagegen füllen Browser- und Onlinespiele zusehends die Lücke auf dem PC. Das einzige direkte Interesse, dass Microsoft mittelfristig an diesem Segment haben könnte, könnte eine Verknüpfung zur Xbox 720 sein. Und wahrscheinlich auch zu anderen Geräten, wie dem Surface Pro. Microsoft wird daran arbeiten, Online- und Browsergames auf allen Geräten zu jeder Zeit spielbar zu machen. Um sie dann der kompliziertesten Plattform, dem PC, möglicherweise ganz zu entziehen, so wie es sich bei den Core-Games schon abzeichnet. Voraussichtlich. Es scheint, als wäre der PC zwar weiter existenziell wichtig für Microsoft - aber eher als Windows- und weniger als Spieleplattform. Schade drum, wenn die leistungsfähigste Technik zu einem Microsoft-Beiboot degradiert würde.

Hier geht es zu Surface: Für Gamer?