Letztens fiel mir auf, dass ich völlig vergessen hatte eine Kritik zur letzten Episode von Telltale´s Game of Thrones zu schreiben. Dass ich mich nicht einmal mehr daran erinnern kann, wie sie hieß, spricht Bände. Selten habe ich mich bei einer Telltale-Geschichte so schrecklich gelangweilt und sogar der altbekannte Cliffhanger-Schocker, mittlerweile kennt man das ja, die Entscheidung über Leben und Tod von zwei lieb gewonnenen Protagonisten, riss die Sache noch raus. Mit Borderlands aus gleichem Hause ergeht es mir ähnlich. Da blieb ich bei der Hälfte der letzten Episode aufgrund fortgesetzter Lustlosigkeit stecken und das fiel mir jetzt übrigens nur ein, weil ich eh gerade über Telltale schreibe. Bei Borderlands konnte ich von Minute eins der ersten Episode bis zur aktuellen Folge diese überschäumende Euphorie und das Geschleime bei twitter in Richtung Telltale nicht ansatzweise nachvollziehen. Muss ich auch nicht. Telltale´s Minecraft und was sonst noch an Lizenz-Gedönsel auf uns zukommt, findet jedenfalls nicht den Weg in meine Bibliothek. Rumms. Ich bin durch mit Telltale, wie es scheint. Wobei ich für TWD wohl eine kleine Ausnahme machen könnte…

Harte Worte, harter Einstieg. Deswegen jetzt was Nettes. Nachdem mich Assassin´s Creed: Unity nach einer sehr ordentlichen ersten Spielstunde dann doch beinahe ins Koma langweilte (ab jetzt wird´s nett, echt), gab ich Assassin´s Creed: Rogue nun eine zugegebener Maßen verspätete, aber dafür absolut faire Chance. Und ich bin begeistert! Schade, dass Assassin´s Creed: Rogue damals zum Release nur als hässlicher Last Gen-Stiefbruder vom ollen Unity verkauft wurde. Der Story-Dreh mit der Templer-Perspektive ist gelungen und mit der Morrigan in See zu stechen, war mir wie bei Assassin´s Creed: Black Flag eine extrem große Freude. Rogue ist so eine Art Greatest Hits der letzten Assassin´s Creed-Teile und zeigt, wie stark die Serie sein kann, wenn die Mischung stimmt und Ubisoft den lieben Kunden nicht mit bekloppten Companion Apps und zigtausenden Nebenaufgaben viel zu viel Zeit und Geld stehlen will. Mein aktualisiertes Assassin´s Creed-Ranking sieht übrigens nun so aus: 1. Black Flag // 2. Rogue // 3. Brotherhood // 4. AC 2 // 5. AC Liberation (jaha, das konnte ich wirklich gut leiden) // 6. Revelations // 7. AC 1 // 8. Unity // 9. AC 3 (würg) // 10. alle DLCs außer dem Adewalé-Ding aus Black Flag; den mochte ich nämlich, den Rest empfand ich als nichtssagend.

assassin´s creed rogue

Mein Highlight der letzten Tage und sehr wahrscheinlich auch des Jahres 2015 ist Metal Gear V: The Phantom Pain. Das mag keine allzu große Überraschung sein, denn wer mag dieses seltsame Spiel nicht, aber mich persönlich überrascht es doch ein wenig. Das Open World-Wagnis ist extrem gut gelungen, die Missionen wiederholen sich zwar an den immergleichen Locations, aber was soll´s, wenn sie so wunderbar zu spielen sind. Und sogar das Herumhantieren mit der an sich potthässlichen Mother Base gefällt mir. I can´t get enough und glücklicher Weise liegt noch eine große Strecke des Spiels vor mir.

Wobei ich ja schon sagen muss, dass MGS V auch ein ziemlich kurioses Spiel ist. Dass ein derart seltsamer Humor, der vor allem dann besonders grandios wirkt, wenn er maximal deplatziert ist, keine Verkaufsbremse ist, leuchtet mir bis heute nicht ein. Wie die Geschichte mit dem ach so niedlichen Welpen auf der Mother Base. Dazu kommt diese völlig überdrehte Selbstbeweihräucherung von Hideo-King himself. Jede Mission hat seinen eigenen Abspann, immer ist es der gleiche Gott, der die Idee und Regie inne hatte. Verrückt, sich selbst so gnadenlos ins Rampenlicht zu zerren. Aber auch egal, wenn das Spiel derart gelungen ist wie Metal Gear V.

metal gear puppy

Und noch zwei weitere Spiele fanden meine Gnade. Zum einen Everybody´s Gone to the Rapture. Es ist ein wunderbares, intelligentes und spannendes Experiment. Nach Dear Esther solch ein gewagtes Story-Rätsel auf den Markt zu werfen, ist ebenso mutig von The Chinese Room wie von Sony, die sich einen Exclusivtitel sicherlich den einen oder anderen Taler haben kosten lassen.

Zum anderen geht es um den Pro Cycling Manager 2015, den ich fern jeder Ironie genauso (wenn nicht sogar ein bisschen mehr) verehre wie auch dessen Vorgänger. Mehr dazu, vor allem für die unwissenden Ungläubigen, schrieb ich drüben bei polyneux. Die Kombi aus unnervigen Managerteil und spannenden, aber flexibel zu spielendem 3D-Modus, ist im 2015er-Jahrgang hervorragend gelungen. Auch Bugs fielen mir kaum auf, was vielleicht die größte Sensation für alle Kenner dieser fabelhaften Serie ist.

the forest (2)

Zum Abschluss noch ein wenig Selbstkritik. Nach meinem kleinen Stück zum (noch?) unspannenden DayZ-Klonimitator Miscreated, wollte ich doch schon längst den Bogen quer durch alle der zahlreich in meiner Steam-Bibliothek vorhandenen Survival-Titel ziehen. Wurde schon wieder nichts draus. Vor ein paar Wochen wagte ich zu Stranded Deep kein vorzeitig-endgültiges Urteil und legte es, bildlich gesprochen, wieder auf den zu großen Pile of Shame. Auf dem auch The Forest virtuellen Staub ansetze. Wohl zu unrecht, ich glaube, es ist ein gutes Spiel. Aber dann kam erst Rogue um die Ecke und dann MGS V und deswegen vertage die eigentlich schöne Survival-Geschichte noch ein weiteres Mal (bis zum Sankt Nimmerleinstag? Wir werden sehen.).