Open World ist als Spielkonzept an sich schon ein Meilenstein. Und ein alter Gaukler. Es ist ja nicht so, das wir uns wirklich in offenen Welten bewegen, es werden nur die Grenzen der Scripts aufgeweicht. Letztlich kommt es darauf an, was innerhalb dieses Raumes geschieht. Neben verkappten Pseudo-Open World-Games wie etwa Mafia 2 gibt es die wunderbaren Spielwiesen a la GTA, Saints Row: The Third oder Just Cause 2 und die Perlen, bei denen Entwickler versuchten, lebendige Welten zu erschaffen. Eindrucksvoll gelungen ist das in der Assassin´s Creed-Serie, noch famoser aber bei Red Dead Redemption von Rockstar.

Der Mix aus Story- und Nebenmissionen unterscheidet Red Dead Redemption nicht von anderen Open World Games. Aber die Qualität der Geschichten schlägt die oftmals lieblos hingerotzten Nebenquests zum Beispiel von Assassin´s Creed um Längen. Bei Red Dead Redemption zerschellen naive Lebensentwürfe ebenso wie moralische Normen. Für Letzteres besuche man nur den etwas labilen Herrn auf dem Friedhof. Jeder Charakter hat Charakter und das Spiel nimmt sich alle Zeit der Welt, um diese Ecken und Kanten gekonnt in die Missionen zu integrieren. Unser gebrochener (Anti-) Held John Marston ist da nur das beste Beispiel. Er wächst und fällt mit uns im Spiel, er ist nie nur gut und nie nur schlecht. Eine echte Persönlichkeit.

Es wimmelt nur so von Rehen, Wölfen und Wildpferden. Die lebendige Natur in Red Dead Redemption ist ein Meisterwerk von Rockstar.

Eine gute Story hat Max Payne 3 auch. Als linearer Shooter ist das Storytelling ebenso wie eine glaubhafte und atmosphärische Spielwelt aber leichter umzusetzen als bei einem Open World-Game. Und genau dabei ist Red Dead Redemption über jeden Zweifel und Konkurrenz erhaben. Das Leben pulsiert auf den Farmen, in den Dörfern und Städten. Die Menschen reagieren auf unsere Handlungen, bieten uns spontane Kurzmissionen an oder sitzen einfach im Saloon beim Whiskey und spielen Poker (auch mit uns, wenn wir nur wollen).

Verblüffend ist die lebendige Prärie. Wir können Tiere jagen, Wildpferde einfangen oder uns mit Bären messen. Finstere Gestalten verstecken sich ebenso im Dickicht wie Wölfe und warten nur auf einen Moment, in dem wir unachtsam den Weg entlang traben. In dieser Westernwelt macht es einfach Spaß zu spielen, auch abseits der Missionen. Wie bei GTA IV ließ ich mich von dem Spiel gerne treiben und hakte nicht stoisch die Missionen ab. Die ziehen sich übrigens gen Ende ein wenig, das soll nicht unerwähnt bleiben. Trotzdem: Red Dead Redemption setzte Standards im Genre und es ist kein Zufall, dass sich etwa Ubisoft bei Assassin´s Creed 3 schamlos an Rockstars Meisterstück orientieren will.

52 Games ist ein Blog-Projekt von zockworkorange.com