Borderlands 2 …an kein Spiel in diesem Herbst knüpfe ich höhere Erwartungen als an diese Perle von Gearbox. Da kann man eigentlich nur enttäuscht werden, oder? Jedenfalls schleppt Borderlands 2 eine Bürde mit sich, die Borderlands zwangsläufig noch nicht beschwerte - und das ist die Außenseiterrolle. Borderlands kam als Underdog wie aus dem Nichts und begeisterte mit einem tollen Mix aus Ego-Shooter, Open World und Fallout-Persiflage, gewürzt mit einer fetten Prise Sammelleidenschaft (Waffen! Waffen! Waffen!) und einem prinzipiell grandiosen Koop-Erlebnis, das leider technisch unsauber umgesetzt wurde. Und jetzt? Borderlands 2 ist nicht mehr der freche Kleine, sondern soll eine gestandene Fortsetzung sein, die offensiv nach dem bekannten Größer-Höher-Weiter-Prinzip vermarktet wurde und sich daran auch messen lassen muss. Denn: Umfang, Story - all das soll natürlich in Borderlands 2 viel, viel besser sein als im Vorgänger. Ihr kennt das. Aber wie steht es mit der Originalität? Da steht nach rund vier Spielstunden schon fest, dass eine Fortsetzung zwangsläufig nicht für einen ähnlich großartigen Aha-Effekt wie die Premiere sorgen kann. Das ist aber kein Grund in Tränen auszubrechen. Außer das man vielleicht daran verzweifelt, das die sogenannte Uncut PEGI-Version von Borderlands 2 genauso geschnitten veröffentlicht wurde wie damals die Cut USK-Variante des ersten Borderlands.

Das Intro ist in Borderlands 2 wieder eine Liga für sich und punktet mit dem gleichen leicht entrückten Charme des ersten Teils. Spielerisch wird Pandora, die Spielwelt in Borderlands 2, vorgestellt und gleichzeitig nimmt sich das Spiel alles andere als ernst. Sollte jemanden einen trockenen Militärshooter erwartet haben, wird er sich mit Entsetzen abwenden. Genauso flockig wie das Drumherum lernen wir die Charaktere kennen, aus denen wir einen wählen können und die verschiedene Klassen repräsentieren. Es stehen zur Auswahl: Salvador, der Gunzerker. Für jeden, der frontal drauflos ballern möchte, ist er sicherlich die erste Wahl. Sein Vorteil: Er kann beidhändig schießen - was bei einem Shooter grundsätzlich nicht falsch ist. Als nächstes wäre Axton, der Commando-Soldat, spielbar. Er ist eher der defensive Typ, agiert aus der Deckung heraus und kann Geschütztürme aufbauen. Maya, die Sirene, beeinflusst Gegner mit einem Phaselock, während Zer0, der Assassine, eine Art Hologramm erstellt, mit dem sich die Gegner abmühen, während er selbst in dieser Zeit unsichtbar ist und fröhlich drauflos schießen kann. Und weil es so vielversprechend und „anders“ klingt, entschied ich mich für Zer0. Schade eigentlich, dass kein Claptrap spielbar ist!

Ich darf vorstellen: Sir Hammerlock. Einer der NPCs, die ein wenig mehr Raum in Borderlands 2 erhalten. Wie man sieht, ist er ein alter Haudegen, allerdings ein wenig angeschlagen.

Nach dem feinen Intro geht es endlich los mit einem lang gezogenen Tutorial - so wie wir es aus dem ersten Teil kennen. Schritt für Schritt lernen wir die (aus Borderlands bekannten) Spielmechaniken kennen. Und werden von einem Claptrap als Handlanger herumkommandiert, was wir diesem kleinen possierlichen Schrotthaufen nicht übel nehmen können. Wobei ich mich in den Anfangsmissionen schon ein wenig wunderte, denn von der versprochenen Landschaftsvielfalt war noch nicht ganz so viel zu sehen. Mein erster (und zweiter und dritter) Eindruck: Na super, ist das kreativ, wenn man die sandige Einöde durch eine Schneewüste ersetzt. Einfallsreich ist das nicht. Beim vierten Eindruck senkt sich so langsam der mahnende Zeigefinger, aber ganz großes Kino ist das nicht. Und dann gibt es noch Angel, die Dame, die uns leitet und leider einen ähnlich wirren Kram erzählt wie im Vorgänger. Wenn Verzicht eine Tugend ist, wäre sie an dieser Stelle angebracht gewesen!

Dennoch: Das Gefühl, wieder zuhause zu sein, weiß das Gamer-Herz zu erwärmen. Das hier ist Borderlands (2)! Es mag pathetisch klingen und ist es auch, aber die Suche nach Claptrap´s Auge, das in den ersten Bosskampf mit dem knuddeligen Knuckle Dragger mündet oder die zahllosen Konfrontationen mit Banditen, die tatsächlich cleverer die Deckung suchen und die Fights mit den pelzigen Bullymongs sind herausfordernd und machen vor allem einen Riesenspaß. Und zwischendrin wird in jede Kiste und unter jeden Stein geschaut - immer auf der Suche nach Munition, Medipacks und neuen Wummen.

Und so macht Gearbox also schon in den ersten Stunden dieses tollen Borderlands DLCs wieder so einiges richtig. Ach nee, ist ja gar kein DLC, sondern Teil 2. Ist aber egal, denn auch die DLCs vom ersten Teil waren großartig. Atmosphärisch kreist Borderlands 2 weiter souverän über der Konkurrenz und schafft es, direkt wieder Charaktere in den Ring zu schmeißen, die man so schnell nicht vergisst, wie etwa den verschrobenen Sir Hammerlock. Dennoch: In den ersten Stunden machte man es sich vielleicht zu gemütlich mit dem alten Borderlands-Home sweet home-Feeling, denn bei einem genauen Blick fehlt von spürbaren Innovationen noch jede Spur - abgesehen von den geschickter agierenden Gegnern, aber auch da wurde das Rad nicht neu erfunden. Vielleicht geschieht das noch und genau davon und von den Shooter-Qualitäten wird der zweite Teil des Borderlands 2-Tagebuchs handeln.

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Hier geht es zu Borderlands 2: Mission