Schlimm wird es, wenn das Ende unweigerlich naht und es auch nicht glücklicher macht, es hinauszuzögern. Der bittere Geschmack des Abschieds lässt sich nicht so einfach verdrängen und deswegen stimmt es mich oft traurig, eine Spielwelt verlassen zu müssen. Oblivion war so ein Fall, Fallout New Vegas und Skyrim erst recht, aber Spitzenreiter ist mit großem Abstand Fallout 3, trotz der gefühlten 100.000 Bugs. Kein Open World-Game packte mich so von Anfang an (die Geburtsszene!), hielt mich durchgehend trotz (oder wegen?) der ziemlich abstrusen Story bei der Stange und verlor doch nie innerhalb der 80 oder 100 Spielstunden an Reiz und Atmosphäre.

Trotzdem: Irgendwann ist die Hauptstory zuende. Wohl dem, der noch ein paar Nebenmissionen übrig und die Motivation dafür hat, sie oder die DLCs durchzuspielen, obwohl sie aufgrund des Endes nicht mehr so ganz stimmig waren (in diesem Zusammenhang viele Grüße an Bioware mit ihrem inhaltlich seltsamen DLC Mass Effect 3: Leviathan). Meine Strategie ist eine andere, die ich gerade auch bei Borderlands 2 anwende: Die Hauptmissionen werden so lange hinausgezögert, wie es nur irgendwie geht. Bevor die Liste der Nebenmissionen nicht abgearbeitet ist, steht die Story still. Und sollten es nur ein paar Erfahrungspunkte bis zur nächsten Stufe sein, dann geht auch der Weg erst einmal dort hin, wo es abseits der Missionen weh tut (Brutstätte irgendwelcher respawnenden Viecher) und dann wird geballert, bis die neuen Skills freigeschaltet sind.

Der Nachteil daran: Wenn Schluss ist, ist wirklich Schluss. Unweigerlich, zumindest bis ein DLC kommt. Und auch nur dann, wenn er nicht angeklatscht wirkt, was bei Fallout 3 leider der Fall war. Mir haben etwa die Chinesen als neue Gegner nichts gegeben. Dafür aber umso mehr die Liebe der Entwickler von Bethesda zum Hauptspiel, die immer darum bemüht waren, dem Leben im Vault und außerhalb der Vaults Tiefe zu geben und dabei so genial und hinterrücks satirisch unsere Gegenwart auf´s Korn nahmen. In Fallout 3 ist eine völlig bekloppte Welt mit viel Herz, Hirn und Ästhetik aufgebaut worden, in der ich irgendwann jeden Strauch kannte und daher schon ein wenig traurig war, als es nichts mehr sinnvolles zu tun gab. Fallout New Vegas war noch eine hervorragende Ersatzdroge, aber schon Skyrim mit seiner Wucht und frontalen Ernsthaftigkeit konnte Fallout 3 in seiner Komplexität nicht ganz das Wasser reichen. Also: Trauerarbeit ist angesagt, bis in der nächsten Konsolengeneration endlich Fallout 4 erscheint.

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