Mein Lieblingssatz aus der Demo von Metal Gear Rising: Revengeance lautet: „Es wird Zeit für mehr Frieden zu sorgen.“ Nee, ist klar, das ist immer so in Schnetzelspielen. Nach diesem Auftrag machte sich also Raiden, leidlich geliebt-gehasster Charakter aus dem Metal Gear-Universum, dann ans unpazifistische Werk. Und das hat nicht ganz so viel mit dem serientypischem Schleichen und noch viel weniger mit Diplomatie zu tun. Verantwortlich für diese Weiterentwicklung des Metal Gear-Franchises (oder aus anderem Blickwinkel dem Verrat an der Vorzeige-Serie) aus dem Hause Konami bzw. Kojima Productions ist PlatinumGames, das sich mit Bayonetta ein kleines Denkmal setzte. Der Entwickler blieb sich treu und machte einfach das, was er kann. Immer mitten auf die Zwölf. Ob das Metal Gear-Fans gefällt, sei mal dahingestellt.

Nach einem eingängigen und schnell abgehandelten Tutorial, in dem man recht unkompliziert den Umgang mit dem Schwert lernt, geht es auch schon ab ins Getümmel, was ganz im Sinne des Metal Gear-Schöpfers Hideo Kojima erst einmal aus Dialogen und Monologen besteht. Faszinierend, muss ich sagen, ich habe noch nie eine Demo (!) gesehen, bei der in den ersten zehn Spielminuten beinahe durchgängig nur geredet wird. Für Einsteiger ins Metal Gear-Universum mag die inhaltliche Einführung in eine Welt der privatisierten und profitorientierten Kriegswirtschaft inhaltlich weiterführend sein - aber auch extrem zäh daherkommen. Übrigens: Metal Gear Rising: Revengeance spielt vier Jahre nach Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots, was mir eher Tränen in die Augen trieb, denn anstelle eines „richtigen“ Metal Gear Solid 5 wurde ich den Eindruck einfach nicht los, hier anstelle eines gereiften Weines mit Seele einen Alcopop vorgesetzt zu bekommen.

Raiden in Pose. Man ahnt schon, dass Schleichen nicht so sein Ding ist.

Trotzdem erst einmal ein Originalitäts-Pluspunkt: Für die Demo hat sich Konami als Location Abchasien ausgesucht. Warum auch nicht? Abgesehen davon, dass der sehr offensiv-offensichtlich übertriebene russische Akzent auf Dauer ein wenig nervt, ist es auch mal schön, nicht auf einer Tropeninsel zu spielen. Obwohl das Abchasien aus Metal Gear Rising durchaus fein aussieht. Technisch kann man eh jedem Spiel, bei dem Mastermind Hideo Kojima seine Finger im Spiel hat, nicht ans Bein pinkeln. Für PlayStation 3-Verhältnisse ist Metal Gear Rising optisch großes Kino. Die kleinen Ruckler in Gebäuden übersehen wir mal großzügig. Nur hat man nicht so viel Zeit, um Abchasien zu bewundern, weil man durchgehend irgendwelchen Cyborgs und Mechs den Blechhintern versohlen bzw. abschneiden muss. Oder linke Hände, um Upgrades zu erhalten. Kein Scherz, so ist das bei Metal Gear Rising: Revengeance.

Jaja, genau darum geht es im Spiel und deswegen werde ich es mir auch nicht kaufen. Raiden als Charakter ist mir ziemlich schnurz, aber all die schönen kleinen Metal Gear-Elemente, wie etwa der typische Piepton mit aufploppendem Ausrufezeichen, wenn man entdeckt wurde, erinnern an „richtige“ Metal Gear-Spiele, die mit einer ganz anderen Tiefe daherkommen als Metal Gear Rising: Revengeance. Auch wenn die Kämpfe dynamisch sind und die Steuerung zwar hektisch, aber beherrschbar ist, fehlt mir einfach zu viel. Es ist auch nicht mein Genre. Bayonetta war ja noch selbstironisch, aber diese Leichtigkeit sucht man bei Metal Gear Rising schon aufgrund seines intellektuell durchaus anspruchsvollen Hintergrunds (inklusive unverhohlener Kapitalismus- und Imperialismuskritik) vergeblich. Und ein frontales, brutales Schnetzelspiel, das sich an profitorientierter Gewalt stört und gleichzeitig mit dieser Backgroundstory versucht selbst am Markt zu glänzen, steht leider für eine gewisse moralische Inkonsequenz. Snake hat man sein Leiden an den Verhältnissen abgekauft, da war alles stimmig, aber Raiden…haut einfach nur drauf. Schade.