2013 verspricht ein sehr guter Jahrgang für Liebhaber von Spielen auf dem PC zu werden. Zumindest mit Blick auf neue Spielzeuge für das Kind im Manne Hardware, gerade für den mobilen und den TV-tauglichen Bereich. Wobei besonders die Verschmelzung der PC-Landschaft mit portablen Devices für einen Quantensprung auf dem Markt sorgt, sofern nicht Microsoft und ihre Partnerkonkurrenten - von Asus über Acer bis Samsung - die Launches ihrer Windows 8-Tablets komplett verhauen. Denn: So richtig scheint es bei den Konsumenten noch nicht angekommen zu sein, dass mit einem vollwertigen Windows 8 mitsamt Intel Ivy Bridge-Prozessoren der nächste Evolutionsschritt im Tablet-/Convertible-Markt schon begonnen hat - mit nicht zu unterschätzenden Folgen für die Spielbarkeit und Verfügbarkeit von PC-Spielen. Neben Kind und Kegel kommt bald also auch die Steam-Bibliothek mit in den Urlaub! Mir läuft jedenfalls mit Blick auf die kommenden Hardware-Schmankerl das Wasser im Munde zusammen, wobei ich noch ein wenig unschlüssig bin, wem ich meine Gunst/Geld/Liebe schenke.

Die Launchpolitik von Microsoft kann ich leider (noch?) nicht so ganz nachvollziehen. Wie man einen Hype kurz- und mittelfristig profitbringend nutzt, könnte sich Microsoft von Apple abschauen. Nach der aus meiner Sicht zu herben Negativ-Presse zu den Windows RT-Tablets war die Vorberichterstattung zum Surface Pro bemerkenswert positiv. Nur macht es das IT-Urgestein dann potenziellen Käufern und Beobachtern sehr schwer, die aufkeimende Begeisterung zu konservieren. Der Release-Termin für Deutschland bzw. Europa ist immer noch in der Schwebe - rund acht Monate nach der offiziellen Vorstellung des Surface Pro erscheint diese Marketingstrategie nach aktuellem Stand recht merkwürdig. Auch die größte Spannung beginnt irgendwann zu langweilen, leider.

Eigentlich ganz hübsch, das Microsoft Surface Pro. Wenn es doch nur bald mal außerhalb der USA und Kanada erhältlich wäre! Quelle: Microsoft

Rein von den Spezifikationen her stechen die Vor- und Nachteile des Surface Pro schnell ins Auge: Generell sind ein Intel i5-CPU, 4 GB RAM und maximal 128 GB SSD (real sollen nach Abzug des OS rund 83 GB beim 128 GB-Modell frei bleiben) schon mal nicht schlecht und sollten reichen, um das Surface Pro als temporären PC- oder Notebookersatz zu nutzen. Der Touchscreen mit hauseigener Cleartype-Technologie und 1080p klingt - besonders für Apps und Videos - sogar hervorragend und wurde schon ausgiebig in der US-Tech-Presse bejubelt. Aber: Wenn, ja wenn im Surface Pro doch nur eine dedizierte Grafikkarte verbaut wäre! Und nicht „nur“ die Intel HD 4000. Auch wenn, angeblich, das Surface Pro derart optimal konfiguriert wurde, dass Bulletstorm sogar in annehmbarer Qualität spielbar ist, braucht man sich keine Illusionen zu machen, dass in ganz naher Zukunft ein High End-Windows 8-Tablet mit Intel-Unterstützung auch High End-Spiele beherrschen wird. Hier ist das Surface Pro dann doch eher ein mobileres Ultrabook als ein Gamer-Tablet.

Also: In der Steam-Biblithek kann der Rotstift angesetzt und alle AAA-Titel erst mal in die neue Kategorie „Nix mit Tablet“ geschoben werden. Schaut man sich die direkten und schon (oder in Kürze) erhältlichen High End-Konkurrenz-Partnerprodukte mit Windows 8 an, verdichtet sich der Eindruck, dass die Hersteller verstärkt in die Businesskunden-Ecke schielen und den Couch-Surfer irgendwie mitschleifen wollen. Unterschiede bei den Convertibles und Tablets sind eher baubedingt, wobei es durchaus interessant ist, einen Blick auf die verschiedenen Modelle zu werfen - denn die gibt es nämlich nun tatsächlich funktional und optisch in einer Zeit, die nicht mehr nur von annähernd identisch ausschauenden iOS- und Android-Tablets beherrscht wird. Natürlich sind Convertibles nicht jedermanns Geschmack und vielleicht für den einen oder anderen zu überladen und umständlich, aber so eine beispielhaft herausgepickte Perle wie das MSI Ultraslider S20 macht schon etwas her.

Der Slider-Mechanismus sticht ins Auge. Wie annodazumal bei den Handy-Knochen kann das Display des Ultraslider S20 über die Tastatur geschoben werden - und so verwandelt sich das Ultrabook in ein Tablet. Quelle: MSI

Mit Blick auf das Innenleben verblüfft das MSI S20 eher dadurch, dass es annähernd identisch ist zum Surface Pro. Immerhin ist der RAM auf 8 GB aufrüstbar, was die schwache Brust der Intel HD 4000 bei Games aber nicht sonderlich spürbar stärken dürfte, sondern eher hilfreich ist, wenn parallel an verschiedenen Anwendungen gearbeitet wird. Warum das MSI Ultraslider S20 dann in diesem Beitrag auftaucht? Wegen dem matten Display als Beinahe-Alleinstellungsmerkmal im High End-Segment. Und wegen der Tastatur. Denn: Die beiden Tastatur-Typen für das Surface Pro wirken nicht ganz so robust und machen wohl eher auf dem Tisch liegend Sinn. Extrem komfortabel dürfte das MSI Ultraslider S20 für den Abend auf der Couch auch nicht gerade sein, aber tastaturlastige Games wie etwa DayZ, Adventures oder Shooter sollten (sofern man nicht auf einen Controller zurückgreifen mag), wenn es halbwegs gemütlich zugehen soll, wohl eher mit dem MSI S20 spielbar sein (ein Hands-On mit bewegten Bildern gibt es übrigens hier bei NewGadgets). Leider verzögert sich der Release des MSI Ultraslider S20 weiterhin - war es noch bei einigen Händlern für Anfang Februar gelistet, kann man nun froh sein, wenn das MSI S20 überhaupt noch im Frühjahr verfügbar sein wird. Schade, gerade weil Microsoft mit dem Surface Pro hierzulande nicht so recht in die Pötte kommt, war ich bereit dazu, auf das MSI S20 umzusteigen - nicht zuletzt wegen des Preises, der mit knapp 1.000 € immer noch happig sein mag, aber geradezu günstig ist im Vergleich zu anderen Konkurrenten, wie etwa dem hoffnungslos überteuerten Samsung Ativ Smart PC Pro, das für knapp 1.500 € erhältlich ist.

Ernüchterung wäre als Begriff zu groß, aber es schaut tatsächlich so aus, dass für viel Geld wenig Spieleleistung in der ersten Generation der Intel-unterstützten Tablet-/Convertible-Generation in Kauf genommen werden muss. Meine Tablet-Steam-Games-Warteschlange sieht daher so aus:

Aha! Die bei den winterlichen Steam Sales für ein paar Cent zusammengeklaubten Indie-Titel sind zwar auf dem PC größtenteils installiert, fristen ihr Dasein aber in der Warteschlange. Mit Aussicht auf ein wahrscheinliches Schicksal namens Intel HD 4000. Hipster-Sein geht anders.

Vielleicht zahlt sich Geduld aus. Wobei der Blick in die Zukunft nicht so sehr auf das Razer Edge-Tablet gerichtet ist, sondern in Richtung AMD und Temash-APU geht. Nichts gegen das Razer Edge, das mit der NVIDIA GT 640M LE immerhin mit einer dedizierten Grafikkarte aufwartet. Aber: So schön es sein mag, auch technisch anspruchsvollere Games mit 720p und mittleren Details zu spielen, sind die 1366 x 768 bei einem 10,1“-Tablet nun auch nicht der letzte Schrei, sondern auf iPad 2-Niveau. Wer gerne öfters mal einen Film schaut und auf 1080p wert legt, wird nicht ganz so glücklich mit dem Razer Edge werden. Wobei immer noch nicht fest steht, wann bzw. ob das Tablet in Deutschland erscheint.

Auf der CES wusste AMD wohl nicht mit seinem gesamten Line-up zu begeistern, konnte aber für offene Kinnladen bei der Präsentation eines mit Temash-APU angetriebenen Tablet-Prototypen sorgen. Dirt: Showdown lief vielleicht nicht zu 100 Prozent rund, dafür aber mit einer Auflösung von 1080p - was ein Surface Pro ebenso wenig wie das MSI S20 oder das Razer Edge leisten kann. Nur: Same old story wie bei annähernd jedem High End-Windows 8-Tablet und -Convertible: Verlässliche Releasedaten sind nicht in Sicht. Mehr als ein ungefähres Erscheinungsdatum von Temash-Tablets für das erste Quartal 2013 nannte AMD nicht. Da wohl augenscheinlich eine gewisse - und von Microsoft beklagte - Komponentenknappheit vorliegt, würde es nicht wundern, wenn AMD´s Mobile-Offensive vom Frühjahr in den Herbst verschoben werden würde. Was für Gamer wirklich schade wäre, da dann die PlayStation 4, Xbox 720 und wohl auch die Steam-Box einiges an Aufmerksamkeit und Portemonnaie-Inhalt auf sich ziehen werden. Dem Markt und der Vielfalt wäre es zu wünschen, dass mit AMD ein starker und spielerelevante Hersteller seine Fans und Käufer findet. Apropos Vielfalt: Vielleicht gibt es dann auch erste Spiele, die genau in die neue Tablet-/Convertible-Lücke zielen. Vielleicht mag es einige Entwickler und Studios reizen, neue Wege zu beschreiten. Mit den Save Games in der Cloud ist ja eigentlich alles möglich.