Nachdem die Infanterie-Mission aus der ARMA 3-Alpha ihren eigenen Beitrag bekam, geht es nun weiter mit einem Blick auf die restlichen Solomissionen, die vom Entwickler Bohemia Interactive als so genannte Showcases bezeichnet werden. Das macht aus zwei Gründen Sinn: Zum einen sind die Missionen recht kurz und sicherlich nicht repräsentativ für die späteren Einsätze in ARMA 3, zum anderen werden neue Gameplay-Mechaniken und technische Entwicklungen durch die hauseigene Real Virtuality 4-Engine anhand der Showcases demonstriert. Es geht in ARMA 3 neuerdings als Taucher unter Wasser, wieder hinter das Steuer und in der letzten Mission sogar per Helikopter in die Lüfte. Zeigte die Infanterie-Showcase kaum nennenswerte Schwächen, fällt das Fazit der restlichen Missionen gemischt aus - wofür neben alpha-obligatorischen technischen Problemchen auch die gnadenlose KI verantwortlich ist.

In der SCUBA-Mission als Taucher ist die Aufgabe zunächst Minen zu entschärfen, dann eine Küstenpatrouille zu sabotieren und anschließend per Geschütz einen Helikopter vom Himmel zu holen. Auf dem Papier ist es die abwechslungsreichste ARMA 3-Showcase und hat sicherlich seine Stärken - aber auch einige Schwächen zu bieten. Die Aufgaben unter Wasser sind sehr einfach und simpel gehalten, im Gegensatz zur folgende Infiltration, bei der die KI demonstriert, wie unmenschlich „gut“ sie sein kann bzw. unrealistisch ist. Ungefähr jeder Schuss der KI-Soldaten ist ein Volltreffer und nicht einmal der Schatten hinter einem Felsen bietet Sicherheit, denn auch wenn die Soldaten im zu infiltrierenden Lager einen nicht sehen, muss es nicht heißen, dass das KI-Adlerauge im Geschützturm des 400 Meter entfernten Patrouillenboots einen nicht trotzdem erspäht und mit zwei Treffern ins ARMA 3-Jenseits schickt. Trotzdem: Gerade dieser Stealth-Part, der sauber vorbereitet werden sollte, ist sehr ansprechend und führt zu dem ganz besonderen Nervenkitzel, den ein Mainstream-Shooter á la Call of Duty nie wird bieten können.

Die Map der SCUBA ARMA 3-Showcase. Erst bewegt man sich an der rotgestrichelten Küste, bis dann in Richtung Rotes Kreuz geschlichen werden muss. Wer es bis dahin schafft ist groß und stark und darf an´s Geschütz.

Bei allem Anspruch und Spannung in der SCUBA-Showcase patzt Bohemia Interactive - zumindest derzeit, mal schauen ob sich das in der ARMA3-Beta oder später in der Vollversion noch ändert - mächtig bei den Animationen in den Tauchsequenzen. Während der Schatten professionell zu tauchen scheint, bewegt sich der Protagonist in der Ego-Perspektive exakt so wie an Land. Gerade bei der Schießerei unter Wasser (!) wirkt ARMA 3 recht unbeholfen und gar nicht wie eine Simulation. Aber hier sei noch einmal betont, dass ARMA 3 in der Alpha-Phase ist und sich grundlegende Gameplayelemente natürlich noch ändern können. Dass die Minen sehr simpel per Space-Befehl entschärft werden - was genauso auch für die Sabotage gilt - ist erst einmal geschenkt, aber ein wenig mehr wäre schon drin gewesen.

ARMA 3: Zu Lande, im Wasser und in der Luft

Die Fahrzeugsteuerung erfreute schon bei DayZ nicht jeden Spieler und frickelig bleibt es auch bei ARMA 3, aber trotzdem wirken die Bewegungen, das Schussverhalten und das gesamte Handling eingängiger und realistischer. In der Vehicle-Mission gibt es einen Mini-Stealth-Teil, bevor erst einmal geschossen wird und man sich anschließend mit der Fahrzeugsteuerung vertrauter machen kann. Im Fahrzeug selbst gefällt der beschränkte Sichtradius, der nicht im mindesten etwas mit dem komfortablen 360-Grad-Blickfeld der Mainstream-Shooter zu tun hat. In Situationen unter Beschuss steigt das Adrenalin, was auch gut ist in der ansonsten eher gemächlichen ARMA 3-Mission.

Im ARMA 3-Fahrzeug sieht man vor allem Fahrzeug, was nicht gut ist, wenn der Gegner aus aller Herren Richtungen auf einen schießt.

Bei den Fahrzeugen wie auch beim Tauchen stellt sich natürlich die Frage, inwiefern diese Gameplay-Elemente ARMA 3 weiterhelfen. In den Singleplayer-Missionen können die Entwickler den Spieler natürlich dazu drängen, diese Features zu nutzen - aber im offeneren Multiplayer bin ich mir nicht sicher, wie populär beides wird. Das Tauchen dürfte zum Gimmick werden und ich schätze, dass die Fahrzeuge nur bei den großflächigen MP-Maps genutzt werden, um Distanzen schneller zu überbrücken. Bislang jedenfalls spielten im Multiplayer in meinen Sessions Fahrzeuge nur eine kleine Rolle.

Wer multitasken kann, ist schwer im Vorteil

Anders dagegen der Helikopter. In der Theorie kann ich Hubschraubern recht wenig abgewinnen, weil sie oftmals das Balancing massiv durcheinander bringen. Just Cause 2 ist (auch in der Multiplayer-Mod) ein Beispiel dafür, wie eine zu mächtige Einheit das gesamte und eigentlich stimmige Feintuning aus den Fugen geraten lässt. Bei ARMA 3 ist es anders und das im positiven Sinne. Zwar lässt sich der Helikopter generell recht einfach fliegen - da hätte ich komplizierteres erwartet - aber wenn es dann um die Wurst geht, ist die richtige Kombination aus Handling, Tempo und Schussgenauigkeit eine Aufgabe für sich. Man wundert sich plötzlich, wie schnell und starr so ein Helikopter ist, wenn er mal kurz ein fahrendes Fahrzeug ausschalten soll, dass auch noch durch einige Kurven fährt. Der Anflug und die Attacke auf ein Ziel sollten sauber geplant werden und am besten auch im ersten Versuch sitzen. Die Helikopter-Showcase in ARMA 3 ist beileibe kein Selbstgänger und im Gegensatz zur Infanterie- und SCUBA-Showcase hat man hier das Gefühl, dass ARMA 3 den Spieler fair fordert, anstatt ihn mit schier unmenschlicher KI-Präzision aus der Deckung zu schießen.

Den ARMA 3-Helikopter in die Lüfte zu bekommen ist leicht, ihn zu lenken auch und ebenso stellt das Schießen kein unüberwindbares Problem dar. Knifflig wird es, wenn man unter Zeitdruck alles zugleich machen muss.

Überzeugen können in der ARMA 3-Alpha besonders die Infanterie- und die Helikopter-Mission. Der Helikopter-Flug scheint sich zu einem anspruchsvollen Gameplay-Element zu entwickeln, das dem erfahrenen Piloten sicherlich große Vorteile gerade im Multiplayer-Modus wie dem Team-Deathmatch bringen wird, aber durch das Handling nicht übermächtig werden dürfte. Runterholen kann man Helikopter schließlich auch! Und - nicht ganz unerheblich - es macht einfach verdammt viel Spaß mit so einer Kiste zu fliegen. Das Infanterie-Showcase demonstriert dagegen eher den Kern des Spiels und gibt die größten Aufschlüsse zur Technik und dem Basis-Gameplay - legt aber auch so manche KI-Schwäche offen, was einer Alpha-Version nicht sonderlich angekreidet werden muss. Als Vorgeschmack sind die Showcases allesamt eine runde Sache, auch wenn der Multiplayer in ARMA 3 noch kompletter und umfassender ist.

ARMA 3 ist Steam-exkusiv und wird bei Steam in einer Basis- und einer Deluxe-Version vertrieben. Zusätzlich zu diesen Versionen kann noch direkt über den Store von ARMA 3-Entwickler Bohemia Interactive die Supporters Edition bezogen werden, in der zusätzlich zu allen zukünftigen Alpha- und Beta-Versionen sowie dem endgültigen Spiel noch sämtliche DLCs von ARMA 3 enthalten sind.