Es gibt ja so Spiele, da versteht man Jahre später nicht mehr, warum man sie als Kind und Jugendlicher so innig liebte. Wie Sid Meier´s Silent Service zum Beispiel für den seligen C64. Mein Vater schaute mich zwar schon beim unvergessenen Blood ´n Guts schief von der Seite an und zweifelte leise an meinem Geisteszustand, wenn ich mich an Rekorden im Katzenweitwurf versuchte, aber bei Silent Service war es noch was anderes. Nicht in jeder Generation kommt „Krieg spielen“ gut an, manchen war Krieg aus familiären Gründen zu allgegenwärtig und deswegen war - man höre und staune - ein Spiel wie das U-Boot-Game Silent Service von Microprose zu realistisch. Kaum zu glauben, aus der heutigen Perspektive!

Die meiste Zeit tauchte man unter Wasser und schaute auf die Messgeräte, analysierte das Tempo und die ungefähre Route des Gegners im Kartenraum oder machte sich im Maschinenraum nützlich. Über Wasser durfte ich mich auf der Brücke wichtig machen und fühlen. So schipperte man langsam hinten dem Gegner her und machte eigentlich nicht viel, außer stets um die Übersicht zu kämpfen. Irgendwann schoss ich ein paar Torpedos ab und hoffte, dass es vernichtende Treffer gab. Wenn nicht, ging der Spaß wieder von vorne los. Zwischendurch noch ein Ausweichmanöver und mehr war da nicht. Doch so dröge es klingen mag, nahm ich Silent Service damals nicht wahr. Es spielte die meiste Zeit UNTER WASSER! Wahnsinn! Es war realistisch, irgendwie! Und wenn ich die bösen Feinde versenkte,  war ich glücklicher als nach einem neuen Rekord im Katzenweitwurf bei Blood´n Guts.

Das Silent Service und vielleicht noch mehr der Nachfolger Silent Service 2 die Wegweiser eines ganzen Genres waren, dass überraschender Weise immer noch nicht ganz ausgestorben ist (siehe Silent Hunter 5), war mir natürlich damals nicht bewusst und wäre mir wohl auch schnuppe gewesen. So sehr Sid Meier später noch mit Civilization große Erfolge mit ganz anderen Simulationen feierte, führte er mit Silent Service eine neue Qualität an Präzision ein, die benötigt wurde um gewinnen zu können. Draufhauen funktionierte nicht. Es musste sorgsam geplant, genau gezielt und zum richtigen Moment geschossen werden, um überhaupt treffen zu können. Und das alles unter Wasser, was komplett neu war. Ein mutiges Game, das heute in dieser Form - auch mit High End-Grafik - leider wohl keine Chance mehr hätte. Schade eigentlich! Zumindest weiß ich wieder, warum mir Silent Service so gut gefiel!

 

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