Es gibt ihn noch, den guten Hype. Womit die berechtigte, aufrichtige und natürliche Vorfreude auf ein Spiel gemeint ist und nicht die künstlich erzeugte PR-Geschwurbel-Hysterie. Es geht natürlich um GTA 5 und darum, wie laut und wirkungsvoll ein stiller Hype sein kann - auch wenn er nicht immer angenehm ist.

Momentan hört man von GTA 5 nichts. Null. Trotzdem wissen wir, dass es kommen wird, wenn auch nicht wann (ich nehme gerade leider Abschied von meiner ursprünglichen Theorie eines Herbst-Releases). Und worum es geht, weiß ebenso niemand. Detaillierte Infos zur Spielwelt, Handlung oder Charakteren? Fehlanzeige. Warum dann die Vorfreude? Weil es GTA ist und weil mir nicht schon Jahre vor dem Release belanglose Trailer, Entwicklertagebücher, Countdown-Teaser-Websites und sonstiges PR-Gedöns ungefragt vor den Latz geknallt wird.

Stiller Hype von Entwickler- und Publisherseite nervt eigentlich nicht. Was stört, ist die halbgare Gerüchteküche drumherum. Vor allem dann, wenn panisch nach jedem noch so überflüssigen Grashalm gegriffen wird und das Gerücht inhaltlich nicht einmal ansatzweise eine Kurzmeldung wert ist, wie hier zum Beispiel. In solchen konkreten Fällen wirkt die sogenannte Fachpresse wie eine reine PR-Abspielstation. Dass Rockstar selbstverständlich auch mit den tiefsten Tälern der Selfmade-Billig-PR von Journalistenseite kalkuliert, liegt auf der Hand. PR-Abspielstationen kosten nichts und sind generell handzahmer als investigativer Fachjournalismus. Wobei die sogenannte Fachpresse ihre Redakteure selten frei und ergebnisoffen recherchieren, sondern eher das Marketingmaterial der Publisher durchforsten lässt (deswegen kann es dann zu solchen Peinlichkeiten wie hier kommen). Nicht schlecht für Rockstar, wenn andere das Marketing für das Unternehmen auf ihre eigenen Kosten in die Hand nehmen. Zumindest so lange die Presse zu steuern ist.

Viel mehr als einen Trailer und ein paar Screenshots existieren nicht von GTA 5. Verknappung als Marketingstrategie kann tatsächlich funktionieren, wenn das Produkt attraktiv ist.

Warum ist der stille Hype um GTA 5 dann trotzdem erfreulich? Weil Rockstar in den meisten Fällen nur indirekt Schuld ist, wenn die Gerüchte nerven. Aber vor allem ist die diffuse Vorfreude mächtiger als die konkrete Vorfreude. Kinder können erst dann Weihnachten vor Spannung beinahe platzend kaum erwarten, wenn sie wissen, dass sie etwas ganz extrem Tolles geschenkt bekommen, aber nicht genau wissen was es ist. Nur dann kribbelt es so richtig. Bei Spielkindern jeden Alters funktioniert diese Strategie auch ohne Weihnachten. Es ist eine reine und unverdorbene Vorfreude. Abgesehen davon, dass es bestimmt auch bei GTA 5 etwas zu meckern geben wird, steht trotzdem fest, dass es ein verdammt gutes Spiel wird - was die Spannung auf den Release steigert und legitimiert. Es ist unvorstellbar, dass Rockstar nach dem grandiosen GTA 4, dem epischen Red Dead Redemption und dem intensiven Max Payne 3 als nächstes ollen Schund auf den Markt wirft. Diese (zu Recht!) beim Kunden vermutete Gewissheit über die Qualität ihrer Produkte ist erst die Voraussetzung dafür, dass sich ein Unternehmen einen stillen Hype leisten kann. Außer Rockstar kann das nur Apple mit dem iPhone und dem iPad. Der stille Hype muss sich eben erst verdient werden.

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