Rush Bros.: Speed

Wären Kain und Abel DJs mit Hang zu psychedelischen Spielen gewesen, hätten sie ihren Streit friedlicher und weitaus cooler als überliefert austragen können, so wie es die beiden Rush Bros. machen, zum Beispiel. In einem Platformer-Duell. Zugegebener Maßen stellte sich das in biblischer Zeit schwieriger dar als heutzutage, aber wer auch immer in kompetitiver Stimmung ist und etwas für Sonic & Co. übrig hat, könnte sich Rush Bros. von XYLA Entertainment und Digital Tribe Games für PC /Mac einmal genauer anschauen.

Eigentlich bin ich kein großer Freund von Platformern. Mal abgesehen von Limbo und noch mehr dem sehr interessanten Sound Shapes für die PlayStation Vita reißt mich kein Vertreter des Genres vom Hocker. Rush Bros. reiht sich prinzipiell gut in diese Reihe ein und kommt dabei ein wenig wie der manische Cousin von Sound Shapes rüber - der nicht wie sein Vita-Verwandter entspannt in der Hängematte mit dem großen Zeh im Rhythmus wippt, sondern vollgepumpt auf Speed auf der Tanzfläche rumzappelt. Verantwortlich für die Hektik sind das Spieltempo an sich, der Wettbewerbscharakter und der Soundtrack von Infected Mushrooms, der das ganze antreibt. Ehrlicher Weise trieb es mich so sehr an, dass ich nach einer halbe Stunde gerne die Option wahrnahm und Rush Bros. mit einer eigenen (und weitaus ruhigeren) Playlist beschallte. Das bremste das Spielerlebnis ein wenig, aber das war gut so, bin ja nicht mehr der Jüngste.

Mein roter Vertreter der Rush Bros. kämpft sich durch die Boxenlandschaft im Arcade-Modus.

Als Multiplayer-Platformer ist Rush Bros. stark abhängig von seinen Wettbewerbsmöglichkeiten - und hier liegt das kleine Problem und der Grund dafür, warum es sich nur prinzipiell in meine winzige Platformer-Hall of Fame einreiht: Es ist online viel zu wenig los, das Angebot zum Multiplayer-Game über Steam wird kaum wahrgenommen und es hat mich schon einige Versuche gekostet, bis es dann mal soweit war und ich ein Rush Bros.-Match austragen konnte. Mit einem menschlichen Gegner ist es direkt ein anderes Spiel und beispielsweise wird die Möglichkeit alternative Routen einzuschlagen erst dann richtig spannend, wenn der Gegner einen Weg nimmt, den man nicht kennt oder ihm selbst ein Schnippchen schlägt.

Rush Bros.: Ohne Gegner nur das halbe Spiel

Begrüßenswerter Weise integrierte XYLA Entertainment einen Splitscreen-Modus in Rush Bros., weswegen immerhin offline Abhilfe bei Gegnermangel geschaffen wurde. Ansonsten bietet sich noch die Möglichkeit gegen einen Ghost anzutreten - wobei es unabhängig vom Genre immer so eine Sache mit virtuellen Gegnern ist, es fehlt da ein wenig der Reiz. Niemand rennt und kämpft 41 Level gegen einen Ghost an. Bei den Spielmodi gibt es neben dem normalen Arcade-Rennen auf Zeit noch zwei so genannte Remixe. Da wäre der Survival Modus, der den Spieler nach dem virtuellen Tod wieder auf Anfang im Level setzt und nicht mittendrin spawnen lässt. Im Kampf gegen einen menschlichen Widersacher ist der Survival Modus knallhart und gerade Anfänger haben keine Chance gegen Fortgeschrittene, die nicht nur nicht sterben, sondern gleichzeitig schnell sind, die besten Routen kennen und sicher spielen.

Knallhart geht es im Survival-Modus zu. Mein gelber Gegner-Bro ist schon kurz vor dem Ziel, meine Wenigkeit startet neu. Gemein.

Spielerisch bietet Rush Bros. eigentlich “nur” sehr solide Platformer-Kost, die ohne den kompetitiven Charakter und das Electronic-Ambiente des Games kaum nennenswert wäre. Es gibt ein paar Spezialfähigkeiten hier, ein paar Fallen da, dann noch den Turbo-Boost und das ist es eigentlich schon. Obwohl: Der Schnelldurchlauf in Rush Bros. als weiterer und mit Survival auch zu kombinierender Remix sollte nicht unerwähnt bleiben und ich finde es sehr schade, dass ich in der Remix-Kombi noch nicht gegen einen Online-Gegner auf einer schon von mir verinnerlichten Map antreten konnte. Im Schnelldurchlauf wird das gesamte Rennen im Boost durchgezogen bzw. durchgehetzt und dagegen ist Sonic dann wirklich eine lahme Ente. Der Schnelldurchlauf hat es in sich, macht aber auf Dauer auch ein wenig bekloppt. Trotzdem ist er in der Kombi mit Survival neben dem normalen Spiel der fairste Modus, weil Fehler eher verziehen und wieder gutgemacht werden können.

Doch was hilft´s, wenn kaum Spieler online sind? Ein auf Multiplayer angelegtes Spiel hat generell enorme Probleme, wenn die Community klein ist. Schade, vielleicht ändert sich das noch, Rush Bros. ist ja erst seit Ende Mai auf dem Markt und bei Steam erhältlich. Für das Genre wäre es sicherlich ein größerer Schritt hin zum Multiplayer-Zeitalter, das momentan von inflationär erscheinenden Online-Shootern beherrscht wird. Da täte frischer Wind gut.

Für diesen Beitrag erhielt ich freundlicher Weise einen Review-Code von Plan of Attack, der aber an keinerlei Bedingungen gebunden war.

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1 Antwort : “Rush Bros.: Speed”

  1. Ganz neue Ideen sind in dem Genre eben wirklich nur noch schwer zu finden, aber Rush Bros. scheint ja trotzdem kein 08/15 Hüpfer zu sein. Werds mir in einem Sale sicher auch mal holen.

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