Falls irgendjemand die gequirlte Templer-Verschwörungs-Story aus der Assassin´s Creed-Serie wirklich bis in letzte Fitzelchen kapierte – er/sie möge bitte darüber schreiben! Ich fühle mich dazu nicht in der Lage. Vielleicht ist es meine Blödheit oder die Geschichte wurde einfach nur schlecht erzählt (oder beides?), leider reicht es nicht für einen erhellenden Beitrag. Und möglicherweise wäre es zu viel der Ehre, da Assassin´s Creed 3 doch gerade so wunderbar auf der Ablage verstaubt, weil es mir schlicht zu öde ist. Bei Sleeping Dogs war das anders. Dort mag zwar keine klassische Illuminaten-Story erzählt werden, dafür geht es um eine staatsgetriebene Verschwörung. Sozusagen.

Oder ist es keine Verschwörung, wenn ein Undercover-Cop von langer Hand geplant eine Triaden-Organisation infiltriert? Die Perspektive mag moralisch fragwürdig sein, aber das soll mal keine Rolle spielen. Aus der Sicht der Triaden ist es sicherlich eine Verschwörung, sogar eine der miesen Sorte, da der Protagonist Wei Shen seine Abstammung und persönliche Motive zur arglisten Täuschung nutzt. Er spielt das Spiel mit. Dabei bleibt es natürlich nicht aus, dass sich Interessen vermischen, dass Wei Shen zugleich Feind und Freund der Triaden ist und zuweilen auch an sich zweifelt. Denn er mordet und verprügelt im Namen der Organisation.

Wei Shen mit gefühlten Bruder links und Triaden-Vaterersatz rechts. Wenn sie wüssten, dass er ein Undercover-Cop ist, wäre es nicht beim Tee geblieben, sondern bleihaltiger geworden.

Wie gut (für die Story), dass es auch innerhalb der Polizei eine Verschwörung gibt und so zu Recht die Frage gestellt wird, wer eigentlich der Böse und wer der Gute ist. Letztlich malt Sleeping Dogs ein Bild der Gesellschaft, dass pessimistischer kaum sein kann: Das Streben nach Macht um jeden Preis in und von Organisationen verdrängt die Menschlichkeit und Authentizität in den dunkelsten Hintergrund. Das Ergebnis: Lug und Trug außerhalb jeder Moral sowie moralisch gebrochene oder getötete Menschen. Aber: Es gibt sie noch, die guten Menschen.

Sleeping Dogs zeichnet es unter anderem aus, dass es seine Story, die an Doppelbödigkeit kaum zu übertreffen ist, trotzdem sehr stringent und vor allem nachvollziehbar erzählt. Und das in einem Open World-Spiel! Auch wenn man sich manchmal seiner Sache mit dem Schlingel Wei Shen nicht ganz so sicher ist, dann nicht, weil die Autoren (wie etwa bei Assassin´s Creed) sich in ihrer eigenen wirren Story verrannten, sondern weil geschickt durch Storytwists und gelungene Dialoge Raum geschaffen wurde, um das Handeln der Charaktere in Frage zu stellen. Man ist sich nie so ganz sicher, ob das, was man sieht, wirklich der Wahrheit entspricht oder nur Täuschung ist – was schon eine große Leistung des Entwicklerteams von United Front ist. Die könnten auch eine echte Verschwörung anzetteln, die Regeln dafür beherrschen sie.

52 Games ist ein Blog-Projekt von zockworkorange.com