Wie der Multiplayer eines Open World-Spiels wie Far Cry 3 doch begeistern könnte, wenn er die Stärken seiner Singleplayer-Kampagne in den Multiplayer transferieren könnte! Eine riesige Insel, viele (aber nicht zu viele) Spieler auf der Map und im Kampf jeder gegen jeden oder gerne auch im Rahmen einer Teammission gegen andere Teams! Großartig wäre das! Dazu dann noch als zusätzliche durchgehend latente Gefahr die aggressive Tierwelt und schon wäre der Multiplayer von Far Cry 3 einer der spannendsten und sicherlich technisch beeindruckendsten der letzten Jahre. Ist er aber nicht. Vielleicht auf dem PC noch optisch überragend, gibt es sonst nichts spektakuläres Neues zu berichten. Von der Aufmachung und der Funktionalität her ist er ein ganz klassischer Konsolen-Multiplayer (auch auf dem PC), mit allem Drum und Dran, was man so kennt in Sachen Levelaufstiegen, Verbesserung von Fähigkeiten und Perks. Immerhin: Der Far Cry 3Multiplayer funktioniert generell ordentlich und macht Laune – abgesehen von einigen Bugs hier und dort sowie massiven Verbindungsproblemen, die aber auf dem PC zumindest nach dem zweiten Update nicht mehr so drastisch auftreten.

Vielleicht sticht der Far Cry 3 im Multiplayer aus dem Einheitsbrei dadurch heraus, dass er sehr teamorientiert ist. Ein klassisches Deathmatch gibt es nicht, dafür aber ein Team-Deathmatch, die Kampfzone, Übertragungen, den Feuersturm und einen Map-Editor für Tüftler, die Lust haben selber Hand an zu legen. Die zehn Maps sehen optisch beeindruckend aus, vor allem die Maps Dschungel, Fischerdorf, Schiffswrack und Heimatdorf sind wahre Schönheiten. Auch die Wetterwechsel, die zum Beispiel in den Wüstenmaps von Uncharted 3 mächtig Eindruck schinden, finden wir bei Far Cry 3 wieder (grandios ist hier vor allem die Dschungel-Map!). Auf den zweiten Blick büßen die Karten leider doch an Glanz ein. Sie sind nicht sehr groß und mit der Maximalzahl von 18 Mitspielern kann es auf einigen Maps wie etwa Schiffswrack eng und hektisch werden. Vom Design her bieten sie vom Sniper bis zum Nahkämpfer theoretisch durchgehend Möglichkeiten einen individuellen Spielstil durchzuziehen – nur funktioniert das in der Praxis auf einer Map mit 18 Spielern nicht, weil dazu die Ruhe fehlt bzw. die Hektik zu groß ist. Die Maps sind eher für 10 Mitspieler ausgelegt – aber letztlich bleibt die Mapbelegung Glückssache, weil Ubisoft in Far Cry 3 keine eigenen Multiplayer-Server anbietet, sondern von den Gamern hosten lässt und die Zuweisung (inkl. der Map-Auswahl) automatisiert hat. Und so kann man vollen Karten kaum entkommen. Hier erinnert mich der Multiplayer von Far Cry 3 dann ein wenig an den in dieser Hinsicht noch intensiveren Max Payne 3-MP, der auch einen ausgewachsenen Arena-Charakter hat und weniger taktisch spielbar ist, weil wild rumgeballert wird.

Ein nettes Ambiente hat die Dschungel Map. Auch wenn es bei diesem Screenshot stark nach campen riecht – in der Praxis kann man das vergessen, innerhalb von 20 Sekunden würde man von diesem Vorsprung geschossen werden.

Auf all die Schalldämpfer, Schutzwesten und Waffen, die nach Levelaufstiegen und besonderen Leistungen freischaltbar sind, braucht man nicht näher einzugehen, hier bietet der Far Cry 3Multiplayer Anreize und Fähigkeitsoptimierungen von der Stange. Wer mag, kann sich von Wochen- und Tagesherausforderungen, die Ubisoft im Multiplayer anbietet, noch zusätzlich motivieren lassen. Gameplaytechnisch stechen die martialisch bezeichneten Kampfschreie noch heraus, womit beispielsweise die Gesundheit und Regenerationsfähigkeiten der Teammitglieder gestärkt werden können. Dann werden, warum auch immer, Disks ohne unser Zutun decodiert und damit weitere Mods oder Zusatz-XP freigeschaltet (nur nach Online-Registrierung bei Ubisoft...). Auch das Team-Deathmatch ist sehr klassisch und besonders für den Einstieg gut geeignet. Bei den zusammengewürfelten Teams hielt sich strategisches Agieren sehr in Grenzen und war eher zufällig, aber eines fällt dann schon bei einer der ersten Runden auf: Für das, was der Far Cry 3Multiplayer zu sein vorgibt, funktioniert er im Kern prächtig. Das Waffenhandling ist hervorragend und präzise. Auch die Trefferabfrage funktioniert sehr gut. Meiner Erinnerung nach reichte es bei Far Cry 2 im MP schon, ungefähr in Richtung eines Gegners zu zielen um zu treffen. Das ist bei Far Cry 3 nicht mehr der Fall, aber damit sticht man heutzutage nicht mehr aus der Masse heraus. Hektisch geht es auch bei der Kampfzone zu, die eigentlich aus mehreren Zonen besteht. Mal muss das Team hier ein Lager beschützen und dort gleichzeitig ein anderes Gebäude erobern. Letztlich spielte es sich auf Grund der Map-Größen kaum anders als ein normales Team-Deathmatch.

Das gilt im Grund genommen auch für die Modi Übertragung und Feuersturm. Bei Übertragung müssen Sender erobert und gehalten werden, wobei aktivierte Sender mehr XP einbringen. Auch das ist an sich nichts Neues, aber nicht ganz so zerfahren wie bei Kampfzone und daher sicherlich einer der besseren Far Cry 3-Multiplayer-Modi – wenn die Spiele auch zuverlässig zustande kämen. Hier handelt es sich wohl um ein typisches Day 1-Problem von Far Cry 3, aber es ist schon ärgerlich, wenn 18 Player in der Lobby warten und warten und warten und das Spiel einfach nicht beginnen will. Bei Kampfzone und Team-Deathmatch passierte das seltener, beim Feuersturm dafür leider erst recht. Wie gesagt, Spiele können auch in diesem Modus aktuell gestartet werden, nur ist es (noch) Glückssache. Beim Feuersturm muss, sofern das Spiel zustande kommt, erst ein Nachschubdepot verbrannt werden, anschließend wird ein so genannten Feuersturm gestartet und für den Sieg muss dann noch ein Funkgerät erobert werden.

Hier wird Kampfzone gespielt. Es scheint so, als wäre der Bootsschuppen wichtig und muss sofort erobert werden. Der Tipp mit dem Kampfschrei macht hier wenig Sinn, weil kein Teammitglied weit und breit in Sicht ist.

Klingt der Far Cry 3-Multiplayer schlecht? Nein. Ist er es? Nein. Funktioniert er ordentlich? Von der Spielmechanik her sogar großartig, nur vermasseln (noch) einige Bugs inklusive Verbindungsproblemen und nervigen Hostwechseln mit sekundenlangem Freezes mitten im Spiel temporär die Laune. Ist der Far Cry 3Multiplayer irgendwie besonders? Nö. Und das kann man durchaus kritisieren, muss man aber nicht. Seltsam bleibt es aber, dass der Far Cry 3Multiplayer sich nahezu identisch spielt wie die MPs von Call of Duty, Uncharted oder Max Payne 3, die allesamt lineare Spiele sind. Von einem Open World-Shooter wie Far Cry 3  erwarte ich eigentlich auch im Multiplayer die charakteristischen Merkmale des Singleplayers. Zumindest ein bisschen was davon. Aber vielleicht war Ubisoft dafür nicht mutig genug oder traute der Kundschaft weniger zu, als es Rockstar etwa bei Red Dead Redemption tat. Trotzdem: Der Multiplayer macht aufgrund seiner äußeren Werte und zutiefst soliden inneren Werte zumindest auf dem PC viel Spaß. Auf den Konsolen dürfte das anders aussehen und der Far Cry 3-MP dort optisch zum Beispiel wenig Land gegen den Uncharted 3-MP sehen. Auch wenn sie sich sonst extrem ähnlich sind. Also, ich warte dann wohl weiterhin auf den Release der sehr vielversprechenden Just Cause 2-Multiplayer-Mod , das eher das Zeug zum Open World-Multiplayer-Schlaraffenland hat. Oder gibt es das nicht schon längst mit DayZ oder The War Z? Fest steht nur: Der Far Cry 3-Multiplayer ist dieses Open World-Schlaraffenland sicherlich nicht.

Hier geht es zum ersten Teil der Far Cry 3 Singleplayer-Review!

Hier geht es zum zweiten Teil der Review der Far Cry 3-Solokampagne!